Mobilisieren – unter diesem Titel präsentierten Wissenschaftler und Künstler, die sich in Studien, Bildern, Videos, Skulpturen und Aktionen mit »Mobilität und Wahrnehmung« beschäftigen, vom 1. Oktober bis zum 13. November 2011 aktuelle Arbeiten in der städtischen Galerie Nordhorn. Wie verändert sich Landschaft durch Verkehrsinfrastruktur, wie beeinflusst Bewegung unsere Wahrnehmung von Raum und wie sehen die Mobilitätskonzepte der Zukunft aus, lauteten die Fragen der Künstler, darunter das Berliner Künstlerduo Martin Kaltwasser und Folke Köbberling und der Hamburger Mark Wehrmann. Zum Auftakt der von Wehrmann initiierten Ausstellung wurde anlässlich einer Podiumsdiskussion auch die Kampagne »Ab auf die Straße!« des ADFC Hamburg vorgestellt.
Neue Raumsichten?
»Zentrales Thema der Diskussionen und künstlerischen Projektentwicklungen war ›Mobilität‹, beispielsweise im Hinblick auf den Ausbau der Autobahn und Fahrradwege im Landkreis Grafschaft Bentheim«, sagt Dirck Möllmann, Kurator des Skulpturenprojekts »raumsichten«, in dessen Rahmen die Ausstellung lief. Es soll die »kunstwegen« nach Süden hin erweitern, den Skulpturenweg, der seit dem Jahr 2000 von Nordhorn entlang der Vechte ins niederländische Zwolle führt. Auf dieser 132 Kilometer langen, mit dem Rad befahrbaren Strecke spiegeln mehr als 60 Kunstwerke die Entwicklung von Kunst im öffentlichen Raum wider. kunstwegen ist damit eines der größten offenen Museen Europas, in dem Skulpturen unter freiem Himmel für jedermann zugänglich sind.
Land der Radwege
Die Grafschaft Bentheim mit der Kreisstadt Nordhorn bildet den fast idealen Ort für solche Kunstprojekte. Im überwiegend flachen Südwesten Niedersachsens an der Grenze zu den Niederlanden und Nordrhein-Westfalen ist die mobile Welt noch strikt separiert: 90 Prozent der Landes- und fast 75 Prozent der Kreisstraßen sind von klassischen Radwegen begleitet, heißt es stolz in den Tourismusbroschüren der Grafschaft Bentheim, die 2007 und 2011 den Landeswettbewerb »Fahrradfreundlichste Kommune« gewann.
Burkhardt Werner vom ADFC gefällt diese Entwicklung. »In der Grafschaft spürt man die Nähe zum Fahrradland Niederlande mit seinem ausgebauten Radwegenetz«. Oft wüsste man gar nicht so genau, ob man sich noch im Land der Autobahnen oder schon im fahrrad- und radwegeaffinen Nachbarland bewege. Werner weiß aber natürlich um die Gefährlichkeit von Wegen, die den Radfahrenden abseits der Fahrbahn aus dem Blickfeld der anderen Verkehrsteilnehmer herausführen