Ein Mann, hundert Touren: Am 3. Oktober 2013, nach dreizehn Jahren Mitgliedschaft im ADFC, begrüßt Andreas Arendt um elf Uhr wie schon 99 mal vorher morgens seine Tourenteilnehmer. Vor dem Start spendiert Andreas zur Feier des Tages eine Runde Saft. Spätestens als Kirsten Pfaue, ADFC-Landesvorsitzende Hamburg, ihm als Anerkennung zwei Fahrradmäntel überreicht (für die nächsten 100 Touren?), ist wohl jedem klar: Auf die 85 Kilometer lange Tour führt sie bei wie bestelltem sonnigem Wetter ein Routinier und Fahrer aus Leidenschaft. Radfahren bei Wind und Wetter, gepaart mit entspannenden Pausen, das finden viele seiner Mitradler prima.
Los geht’s an der U-Bahn-Haltestelle Großhansdorf. Von dort führt die Route zur Domstadt Ratzeburg und später wieder zurück nach Großhansdorf. Wer schon öfters mit Andreas gefahren ist, dem fällt auf: Trotz der sehr milden Herbsttemperaturen gibt es diesmal kein Bad im Ratzeburger See. Das ist in der Tat ungewöhnlich, denn Andreas eilt der Ruf voraus, bevorzugt Radtouren mit Badestellen anzubieten. Heute genießen die Teilnehmer stattdessen den Blick auf den See und bekommen als unverhoffte Gratisbeilage sogar Rückenwind auf dem Weg zum Ziel.
Tour mit doppelt Muskelkraft
Eine beliebte Tour mit Vollbad ist beispielsweise diese: Beim »Picknick auf dem Deich« springen Andreas und viele Teilnehmer in den Boberger Dünen ins kühle Nass. Bei einer anderen ist die obligato(u)rische Badepause bei Kollmar. Sie gehört zur Fahrradtour mit dem vielsagenden Titel »Bade- und Kaffeepause in Kollmar«. Doch sie bietet auch noch etwas Anderes und Besonderes, nämlich eine Überfahrt mit der kleinsten Fähre Deutschlands »Kronsnest«. Die ist nach historischem Vorbild aus Eichenholz gebaut. Auch das Übersetzen geschieht wie im Vorbild mit Muskelkraft: Der Fährmann holt die Passagiere durch sogenanntes »Wriggen« mit einem »Riemen« auf die andere Uferseite der Krückau über. Maximal fünf Fahrräder kann er mitnehmen. »Die Überfahrt mit dreißig Personen dauert dann eben entsprechend«, sagt Andreas und lacht. Zeit zum Pausemachen.
Schiffchen gucken an der Elbe
Eine andere interessante Tour führt 75 Kilometer die Unterelbe entlang. Andreas: »Ich starte in Wedel und fahre von dort aus nach Glückstadt. Mit der Elbefähre geht es nach Wischhafen und dann über Krautsand am Deich entlang bis Stade.« Da gibt’s Elbe satt. Die ganze Strecke ist geprägt durch die maritime Flusslandschaft mit ihren alten Häfen, Kornspeichern und Leuchttürmen. Es geht vorbei an den typischen Obsthöfen, Viehweiden und durch kleine Naturschutzgebiete. Ebbe und Flut bestimmen den Rhythmus. Sogar Wattwandern kann man auf Krautsand, einer der vielen Binneninseln im Elbstrom. Typisch für die Insel sind reetgedeckte Häuser, die auf Erdhügeln stehen, den so genannten Wurten. Sie sollen vor Schäden bei Sturmfluten schützen. Und – na klar! – Andreas freut sich auf die Badepause.