Auf einem Weg von Alsterdorf nach Norderstedt, der in großen Teilen autofrei, ziemlich geradlinig und landschaftlich reizvoll ist, könnte ein großer Teil des Berufsverkehrs per Fahrrad stattfinden.
Seit Jahren wird über die unzumutbaren benutzungspflichtigen Radwege an der Langenhorner Chaussee diskutiert. Eine östlich der Chaussee verlaufende Veloroute ist seit 1997 geplant, aber noch immer nicht gebaut. Ihr Streckenverlauf von Norderstedt zum Flughafen oder weiter zur Hamburger Innenstadt enthält einige Umwege, weil wichtige Quellen und Ziele des Radverkehrs angeschlossen werden. Für den Arbeitsweg zählt aber vor allem flottes Vorankommen und damit eine geradlinige Führung und höchster Ausbaustandard (siehe Beitrag »Die Autobahn fürs Fahrrad«).
Radschnellweg Alsterdorf – Norderstedt
Die hier vorgestellte Verbindung ist wie geschaffen für einen Radschnellweg: Durch ihre Lage neben dem Flughafen ist sie weitgehend frei von querenden Autoverkehrsströmen, so dass Radverkehr zügig in Nord-Süd-Richtung stattfinden kann. Entsprechend fahren bereits viele Mitarbeitende der Lufthansa oder von Philips Medical Systems diese Route auf ihrem Weg zur Arbeit.
Handlungsbedarf
Zur Zeit kann die Strecke aber ihr wirkliches Potenzial nicht ausschöpfen. Die Oberfläche besteht in einigen Abschnitten aus Sand, teilweise auch aus Kleinpflaster. Die Wege haben Schäden und sind mehr oder weniger zugewachsen. Radfahrende und Spaziergänger – oft mit Hund – teilen sich die selbe Wegfläche.
Ärgerlich ist die Situation an mehreren kleinen Straßen, die es zu queren gilt: Hier fährt fast nie ein Auto, manche sind nur für Anlieger frei. Trotzdem müssen die Radfahrer dem möglicherweise herannahenden Auto Vorfahrt gewähren. Diese Stellen sind in aller Regel wegen des Grünwuchses so schlecht einsehbar, dass sich die RadfahrerIn nur im Schneckentempo an die Straße tasten sollte. Vorfahrt der Radstrecke gegenüber dem Autoverkehr wäre daher eine naheliegende Lösung. Allerdings stimmt die Hamburger Straßenverkehrsbehörde solch einer Regelung fast nie zu (siehe Interview auf Seite 7).
Den Krohnstieg quert die Route 20 Meter neben einer Ampel, zu der die RadfahrerInnen heute im Zweirichtungsverkehr durch den dortigen Schülerverkehr gelangen. Die Ampel könnte versetzt und ihre Schaltung fahrradfreundlich geschaltet werden.
Chancen nutzen
Mit dem Ausbau der Strecke zu einem echten Radschnellweg mit entsprechender Wegweisung ließen sich aus AutofahrerInnen auf der Langenhorner Chaussee RadfahrerInnen auf dem Schnellweg machen. Der Boom bei den Elektrofahrrädern trägt zusätzlich dazu bei, dass viel mehr Menschen als bislang auch längere Fahrradstrecken zurücklegen werden, ohne ins Schwitzen zu kommen. Allerdings braucht es dafür entsprechend hochwertige Wege.
Ole Burmester in RadCity 4/2013