ADFC protestiert gegen geplanten Radwegestopp in der Reventlowstraße
In einem Offenen Brief an die Bezirksversammlung Altona fordert der ADFC, die Neugestaltung der Reventlowstraße wie geplant umzusetzen. Die Sicherheit des Rad- & Fußverkehrs und der Schulkinder muss Priorität vor befürchteten Umsatzrückgängen haben.
Am 5. Februar 2024 beschloss der Verkehrsausschuss der Bezirksversammlung Altona mit den Stimmen von SPD, CDU, FDP, Linken und AFD, die seit 2018 geplante Neugestaltung der Reventlowstraße in Othmarschen um mindestens sieben Jahre zu verschieben – also auf das Jahr 2031! Der Ausschuss folgte damit einer Eingabe der Interessengemeinschaft (IG) Waitzstraße, die vorgibt, die Interessen der Geschäftsleute in der Waitzstraße in Othmarschen zu vertreten.
„Die Forderungen der IG Waitzstraße sind kurzsichtig und rückwärtsgewandt, sie drehen sich in allererster Linie um eine angebliche Diskriminierung der autofahrenden Kundschaft“, heißt es in dem Offenen Brief, den der Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) in Hamburg am 13. Februar 2024 an die Mitglieder der Bezirksversammlung Altona verschickte. Aber anders als es die Vertreter:innen der IG Waitzstraße behaupten, nimmt der seit vielen Jahren geplante Umbau in der Reventlowstraße dem individuellen Autoverkehr keinen einzigen Meter Platz weg. „Dieser ganze Sturm der Entrüstung wendet sich lediglich gegen die Einschränkungen durch die Baustelle, die wohl einige Monate bestehen wird. In dieser Zeit soll ein etwa 900 Meter langer Abschnitt der Radroute 1 zwischen Jungmannstraße und Agathe-Lasch-Weg fertiggestellt werden“, heißt es in dem Brief. Durch den Umbau der Reventlowstraße würden sich aber nicht nur Sicherheit und Aufenthaltsqualität der Fußgänger*innen, Radfahrer*innen und Busfahrgäste verbessern, sondern vor allem die der Schülerinnen und Schüler der umliegenden Schulen, die dort jeden Tag unterwegs sind.
Bislang ist der fragliche Streckenabschnitt gekennzeichnet von vielen Unfällen mit Beteiligung von Radfahrenden und zu Fuß Gehenden. Radfahr*innen müssen sich bislang die Fahrbahn mit dem Autoverkehr und LKWs teilen, die dort mit Tempo 50 und mehr fahren. Auch an Querungsmöglichkeiten für Fußgänger*innen hapert es in der Reventlowstraße bislang.
Vor der Sitzung des Hauptauschusses am Donnerstag, 15. Februar 2024, 18 Uhr, im Kollegiensaal, Rathaus Altona, der über die Sache entscheidet, appelliert daher der Fahrradclub an die Mitglieder der Bezirksversammlung, Verkehrssicherheit für alle über die Interessen von Einzelhändler*innen zu stellen: „Mit der Zustimmung zum Baustopp würden Sie auch den Ausbau der Radroute 1 verhindern. Sie ist aber die wichtigste Verbindung für den Radverkehr im Westen und wird schon heute täglich von Hunderten Radfahrenden genutzt. Die Baumaßnahmen sollten unter anderem die Waitzstraße an dieses Radnetz anbinden.“ Eine plötzliche Kehrtwendung sei das Gegenteil von Verlässlichkeit und berge die Gefahr, dass das Vertrauen der Allgemeinheit in die staatlichen Institutionen weiter erschüttert werde. Auch während der einige Monate dauernden Baumaßnahmen wäre jedes Geschäft in der Waitzstraße und Umgebung immer noch bequem mit dem Auto erreichbar, so der Fahrradclub. Schon heute würde zudem die Kundschaft der Waitzstraße ganz überwiegend zu Fuß, mit dem Rad oder öffentlichen Verkehrsmitteln zum Einkaufen kommen. „Wegen der geplanten Baumaßnahme in der Reventlowstraße den Untergang der Waitzstraße herbeizureden, ist völlig an den Haaren herbeigezogen: Leerstand und Umsatzrückgänge haben ganz andere Ursachen – Stichwort Onlinehandel.“ Attraktive und sichere Rad- und Fußverkehrsbedingungen würden dagegen nicht nur für bessere Luft, sondern auch für mehr Umsätze in den Geschäften sorgen.
Der Fahrradclub fordert den Hauptausschuss der Bezirksversammlung Altona auf, sich für eine sofortige Umsetzung der längst beschlossenen Pläne und damit für eine verkehrssichere und zukunftsfähige Reventlowstraße zu entscheiden. „Wollen Sie wirklich, dass die Waitzstraße und damit Altona auch weiterhin bundesweit als Symbol für eine rückwärtsgewandte Verkehrspolitik wahrgenommen wird? Wenn Sie für einen Baustopp stimmen, treffen Sie diese Entscheidung im vollen Bewusstsein, dass die Baumaßnahme um sieben Jahre verschoben wird und somit aus heutiger Sicht in den Sternen steht.“