Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Landesverband Hamburg e. V.

Eine Frau steht an einem Messestand und präsentiert ein Lastenrad.

Gute Laune: Die Eurobike verströmte wieder mehr Optimismus. © pd-f.de/Eurobike

Gesehen und Gefahren: Eurobike 2024

Nach ziemlich chaotischen Jahren auf dem Fahrradmarkt ist bei vielen Herstellern Entspannung zu spüren, aber auch Zurückhaltung: Spektakuläre Entwicklungen waren rar gesät, dafür wurde im Detail weiterentwickelt. Wir zeigen einige neue Produkte.

Im Juli ging in Frankfurt am Main die Eurobike über die Bühne, die weltweit vermutlich wichtigste Fahrradmesse. Die Corona-Jahre waren für die Fahrradbranche zunächst goldene, haben aber im Nachgang für viele Probleme gesorgt. Überbestände bei Herstellern und in Fahrradläden durch zu hohe Bestellungen, Kaufzurückhaltung und generell schlechtere Konsumstimmung durch zahlreiche Krisen haben der Fahrradbranche das Leben schwergemacht. Doch jetzt ist für viele Marktteilnehmer das Gröbste überstanden, die Stimmung vorsichtig optimistisch.

Spektakuläre Neuentwicklungen waren vor diesem Hintergrund nicht zu erwarten, im Detail hat sich aber trotzdem einiges getan. Hier ein Blick auf einige Neuheiten, die die Messe zu bieten hatte. Weitere neue Produkte stellen wir im ADFC-Mitgliedermagazin Radwelt vor, das ab dem 31. August 2024 erscheint.

Im Fokus standen wenig überraschend Elektrofahrräder. Hier tut sich insbesondere im Bereich der leichten Elektrofahrräder einiges. Sehr viele Fahrradmodelle sind nun mit kleineren Motoren und Akkus ausgestattet – der Gegentrend zu den immer wuchtigeren Elektrofahrrädern, die in den letzten Jahren populär geworden sind. In der kommenden Radwelt-Ausgabe 3.2024 stellen wir enige davon vor. Dazu passt das große Interesse an kompakten Lastenrädern – sie brauchen nicht viel Platz, können aber viel transportieren. Gravelbikes sind weiterhin ein großes Thema für die Branche.

Zudem gab es einige neuer Elektromotoren zu bewundern, wie von ZF (siehe unten), die oft einen vielversprechenden Eindruck machten. Verbraucher:innen haben aber erst etwas davon, wenn Fahrradhersteller diese Motoren auch einbauen, schließllich kann man sie nicht nachrüsten. Spannend ist die Frage, welche Antriebe sich am Markt etablieren werden.

Tretlagerbereich eines blauen Fahrrads mit einem dosenförmigen Elektroantrieb.
Der neue, kompakte Antrieb von ZF. © ZF

Neuer Motor aus Friedrichshafen von ZF

Runde Sache: Der CentriX-Mittelmotor vom Bodensee erinnert mit seiner sehr kompakten Bauform an eine Getränkedose – viel größer ist er auch nicht. Dennoch ist er in der Version mit 90 Newtonmetern Drehmoment sehr kräftig. Der Antrieb ist auch mit 60 Newtonmetern Drehmoment erhältlich – damit will der Hersteller alle wesentlichen Einsatzbereiche von Fahrrad-Elektromotoren bedienen. Das „ZF Bike Eco System“ enthält auch alle weiteren Antriebskomponenten wie Batterien, Bedieneinheiten, App sowie eine Anbindung an die Cloud. Der Schweinfurter Fahrradhersteller Raymon wird Anfang 2025 als Erster ein E-Mountainbike mit dem Antrieb auf den Markt bringen.
Weitere Infos zum neuen Antrieb bei ZF.

 

Gravel elektrisiert

Shimanos 12-fach-Gravel-Komponentengruppe GRX gibt es nun auch in einer elektronischen DI2-Version. Die Schaltvorgänge werden nicht mehr per Schaltzug vorgenommen, sondern per Knopfdruck – kleine Motoren an Schaltwerk und Umwerfer transportieren die Kette dann auf das gewünschte Ritzel und Kettenblatt. Eine 12-fach-Kassette mit elf bis 34 oder elf bis 36 Zähnen wird mit einer Zweifach-Kurbel kombiniert, die Kettenblätter mit 31 und 48 Zähnen hat. Ein zentraler Akku versorgt Schaltwerk und Umwerfer per Kabel, während die Schalttasten an den Schalt-Bremshebeln ihre Energie aus Knopfzellen beziehen. Neben den Schalttasten an den Bremshebeln und an den Hörnchen können auch zusätzliche Tasten integriert werden – zum Beispiel am Oberlenker, damit aus jeder Handposition geschaltet werden kann.
Weitere Informationen bei Shimano.

Freistellerbild eines Puky-Kinderrfahrrads.
Im Flow: Pukys neue Modelle mit Automatik-Zweigangschaltung. © Puky

Automatik für die Kinder

Die LS-PRO Flowmatic-Modelle mit automatischer 2-Gang-Nabenschaltung und Freilauf sind für Kinder ab 3 Jahren gedacht, die auch auf anspruchsvolleren Strecken unterwegs sind. Die vollautomatische Schaltung von Sturmey Archer passt sich an das Gelände an, sodass die Kinder sich nicht auf das manuelle Schalten konzentrieren müssen, sondern sich ganz auf das Fahrerlebnis konzentrieren können. Die Modelle sind mit 16- und mit 18-Zoll-Laufrädern für 479,99 Euro bzw. 499,99 Euro erhältlich.
www.puky.de

 

Hoher Pannenschutz bei Conti

Das neue Alltags-Reifenmodell Pure Contact hat laut Continental den bislang höchsten Pannenschutz. Dafür erweitert der Hersteller sogar die hausinterne Schutzskala von 7 auf 8 – möglich ist das durch die Kombination verschiedener Pannenschutzsysteme. Der neue Reifen verspricht auch optimierte Nasshaftung und einen minimierten Rollwiderstand durch symmetrische, sich wiederholende Profilrillen, Lamellen und wasserableitende Elemente. Zudem besteht der Reifen zu einem Drittel aus erneuerbaren Materialien. Laut Conti der Beginn eines neuen Kapitels der Contact-Reifenfamilie auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit. Der Reifen wird mit 27,5 und 28 Zoll Durchmesser in mehreren Breiten angeboten. Einen Preis nannte Conti noch nicht.
Weitere Infos hier.

Ein mintgrünes kompaktes Lastenrad von Moca.
Das kompakte Lastenrad von Moca. © Moca

Klein, aber oho

Das Lastenrad ist durch einklappbare Pedale und einen werkzeuglos drehbaren Lenker sehr kompakt und kann auf eine Breite von 25 Zentimetern reduziert werden. Groß dagegen das zulässige Gesamtgewicht von 210 Kilogramm. Der Front- und der hintere Gepäckträger können jeweils mit 35 Kilogramm beladen werden. Die Kombination von 26 Zoll- hinten und 20 Zoll-Laufrad vorn soll für eine gute Gewichtsverteilung und Laufruhe sorgen. Ein Fahrrad- und Akku-Schloss von Abus ist integriert. Das Smartphone findet an der Lenkerhalterung Platz und kann über USB‑C geladen werden. Das „Moca“ ist in den Farben „Dark Grey“, „Light Grey“ und „Mint“ erhältlich und kostet 4.499 Euro.
Hier geht es zu Moca.

 

Schwerlast-Pedal

Das Pedal M.1 View von bySchulz wurde nach DIN-Norm mit erhöhter Prüflast getestet und ist zugelassen für Radfahrende bis zu 150 Kilogramm Körpergewicht. Zielgruppe sind Vielfahrende im Bereich Trekkingräder, E-Bikes und Cargobikes. Der Aluminiumkörper des M.1 View hat eine geringe Bauhöhe von 19 Millimetern. Die Trittfläche soll dank rutschfester Oberfläche sicheren Halt während der Fahrt bieten. Hochwertige Achs- und Lagereinheiten versprechen eine lange Lebensdauer. Das Pedal ist in fünf verschiedenen Farbvarianten erhältlich: blau, gold, iron grey, schwarz, silber und kostet 99,95 Euro.
Weitere Infos gibt es hier.

Bild des Navigationscomputers Garmin Edge 1050.
Topmodell mit LCD-Display: Der Garmin Edge 1050 © Garmin

Schlau und mit LCD-Display

Der Garmin Edge 1050 bietet als erster High-End-Fahrradcomputer des Herstellers ein brillantes 3,5 Zoll-LCD-Touchdisplay. Der Hersteller preist ihn als echten Alleskönner an. Dafür sollen auch neue Funktionen wie Group Ride sorgen: Teilnehmende einer Tour können vorher den Navigationstrack teilen. Auch während der Fahrt können sie in Kontakt bleiben, wenn etwa jemand abgehängt wird oder eine Panne hat. Gefahrenstellen oder Sperrungen etc. können mit der Garmin-Community geteilt werden. Zudem bietet der Edge 1050 umfangreiche Navigations- und Trainingsfunktionen und kostet 749,99 Euro.
Alle Infos zum Gerät gibt es hier.

 

 

Kompakt-Lastenrad mit Klappkorb

Das Riese & Müller Carrie zeigt sich flexibel: Einerseits ist es äußerst kompakt und andererseits bietet es Platz für den Einkauf und den Transport von bis zu zwei Kindern. Möglich macht das der Klappkorb, der sich je nach Bedarf öffnen lässt und so großen Stauraum bietet. Bei eingeklappter Box macht sich das Rad schmal und lässt sich platzsparend abstellen. Optional gibt es das Lastenrad auch mit einer nochmals schmaleren Cargo-Tasche. Ein Gepäckträger bietet die Möglichkeit, einen weiteren Kindersitz oder Fahrradtaschen zu montieren. Unterstützung liefert ein Antrieb aus der Performane Line von Bosch. Der 545-Wattstunden-Akku sitzt auf dem Rahmen, optional ist auch eine Version mit 725 Wattstunden erhältlich.
Alle Infos zu Carrie

Bild eines Lastenrades mit Lenker im Fokus.
Starke Räder brauchen starke Teile: Ergotec bietet solide Komonenten für Lastenräder. © Ergotec

Starke Teile

Nicht nur Rahmen und Laufräder eines Lastenrads müssen viel aushalten, auch andere Komponenten müssen sehr belastbar sein. Deshalb hat Ergotec spezielle Bauteile entwickelt, die ausdrücklich für den Cargo-Einsatz geeignet sind. Ergotec-Bauteile mit „Level 6“ können bei Lastenrädern bis zu einem maximal zulässigen Gesamtgewicht (Fahrzeug + Fahrer + Gepäck) von bis zu 300 kg eingesetzt werden. Dazu gehören der Lenker Riser Bar 50 Comfort (UVP: 54,95 Euro), der Ahead Adapter (50,95 Euro), der Vorbau Sepia Ahead 50 XL (54,95 Euro), die Sattelstütze Atar 550 (49,95 Euro) und das Pedal EP Cargo (59,95 Euro).
Mehr Infos hier.

 

Mehr Vielfalt bei Cago

Das kompakte Lastenrad Cago CS mit der ungewöhnlichen Formensprache geht bereits in die zweite Saison und ist damit keine echte Neuheit. Aber der Hersteller erweitert die Modellpalette nach unten und erreicht damit günstigere Preisregionen als bisher. Einstiegsmodell ist das CS 70, das mit Kettenschaltung, Bosch Performance Line SX-Motor und 400 Wattstunden-Akku für 4.490 Euro zu haben ist. Optional sind zwei größere Akkus erhältlich. Ebenfalls neu sind das CS 80 (ab 4.990 Euro) und das CS 90 (ab 5.490 Euro).
Weitere Infos: www.cagobike.com

Fotos: Hersteller

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