Parlamentarische Veranstaltung: So geht #Fahrradland

In der nächsten Legislaturperiode muss die Verkehrswende mit dem Fahrrad massiv beschleunigt werden. Der ADFC hat seine Forderungen zur Bundestagswahl auf einer Veranstaltung vorgestellt und sie mit hochrangigen Politiker*innen diskutiert.

Welche Maßnahmen müssen jetzt auf Bundesebene ergriffen werden, um die Klima- und Verkehrswende mit dem Fahrrad umzusetzen? Welche konkreten Etappenziele sind notwendig und was lehrt uns der Blick ins europäische Ausland? Das waren die zentralen Fragen, die der ADFC auf der Parlamentarischen Veranstaltung „So geht #Fahrradland: Mit dem Fahrrad zur Verkehrswendeam 18. Mai 2021 mit einem hochrangigen Podium diskutiert hat. Die Vorstellung des ADFC-Aktionsplans und die Diskussion hier als Videomitschnitt

Jill Warren, die Geschäftsführerin des Europäischen Dachverbands ECF, richtete den Blick auf europäische Nachbarstädte und -staaten und erläuterte, was Deutschland von den Erfolgen der Nachbarländer lernen könnte.

Mit der stellvertretenden ADFC-Bundesvorsitzenden Rebecca Peters diskutierten dann Andreas Scheuer, Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur, Anke Rehlinger, Stellvertretende Bundesvorsitzende der SPD und Ministerin für Wirtschaft, Arbeit, Energie und Verkehr des Saarlandes und Dr. Anton Hofreiter, Fraktionsvorsitzender Bündnis 90/Die Grünen im Bundestag.

Mehr Engagement beim Bund

Nachdem sich der Bund lange Zeit kaum für den Radverkehr engagiert hat, wurden in den letzten Jahren Fortschritte erzielt. Dazu gehören u. a. die finanzielle Förderung von Radverkehrsprojekten bis 2023 mit 1,45 Milliarden Euro oder die fahrradfreundliche Überarbeitung der Straßenverkehrs-Ordnung (StVO). Doch die Schritte reichen nicht für eine Klima- und Verkehrswende aus.

„Vom Fahrradland Deutschland sind wir, Stand heute, noch Lichtjahre entfernt. Menschen fühlen sich beim Radfahren nicht sicher. Der Ausbau der Radwege und Radschnellwege kommt kaum voran. Und der Radverkehrsanteil ist in zehn Jahren nur minimal gestiegen“, sagt Rebecca Peters, stellvertretende Bundesvorsitzende des ADFC, „die nächste Bundesregierung muss wesentlich mutiger und schneller sein, damit das Fahrradland Deutschland bis 2030 Wirklichkeit wird.“

Der ADFC sieht die drei Schwerpunkte Recht, Finanzierung und Personal, die die nächste Bundesregierung sofort angehen muss. Beim Recht muss das der StVO übergeordnete Straßenverkehrsgesetz völlig neu aufgesetzt werden. Es ist einseitig auf die Bedürfnisse des Kfz-Verkehrs ausgerichtet und verhindert lebenswerte Städte und Gemeinden.

Ein neues Straßenverkehrsgesetz muss her

Im Straßenverkehrsgesetz müssen u. a. die Vision Zero sowie Klima-, Umweltschutz- und Gesundheitsziele verankert werden. Gleichzeitig müssen die StVO und die Verwaltungsvorschrift angepasst werden – und beispielsweise jeglicher Begründungszwang für die Einrichtung von Radverkehrsanlagen wegfallen und Tempo 30 als Regelgeschwindigkeit eingeführt werden. Richtlinien und Regelwerke wie die „Empfehlungen für Radverkehrsanlagen“ (ERA) müssen ebenfalls angepasst werden.

In der Diskussion betonte Dr. Anton Hofreiter, dass die Kommunen mehr Kompetenzen bräuchten – sie wüssten am besten, was für ihre Büger*innen am besten sei. Viel zu oft müssten Eltern mit selbstgemachten Schildern um das Leben ihrer Kinder betteln.

Planungssicherheit für Kommunen ist wichtig

Weil die Radinfrastruktur über Jahrzehnte vernachlässigt wurde, sind nun große Kraftanstrengungen nötig, um hochwertige geschlossene Radverkehrsnetze zu schaffen. Um für Planungssicherheit zu sorgen, fordert der ADFC-Aktionsplan eine gesetzliche Regelfinanzierung im Bundeshaushalt.

Wie wichtig die Planungssicherheit ist, betonte auch Anke Rehlinger während der Veranstaltung mehrfach: Kommunen müssten wissen, wie lange sie auf Gelder zurückgreifen können, sonst gingen sie umfangreiche Planungsprozesse kaum an.

Die Infrastruktur ist eine Gemeinschaftsaufgabe von Bund, Ländern und Kommunen. Die bisherige Förder- und Finanzierungssystematik führt nicht zum Ziel. Der Bund soll deshalb jährlich 850 Millionen Euro bereitstellen. Das entspricht einem Drittel der im Nationalen Radverkehrsplan 3.0 angestrebten 30 Euro pro Einwohner*in und Jahr.

Das Geld muss zweckgebunden für Radwegenetze, sichere Kreuzungen, Radschnellwege, Fahrradparkhäuser und den Ausbau touristischer Radfernwege eingesetzt werden. Der ADFC schlägt einen Bund-Länder-Vertrag vor, der u. a. lückenlose Radnetze verpflichtend regelt.

Mehr Personal und Wissen

Der Radverkehr braucht auf Bundesebene ähnliche personelle Ressourcen wie andere Verkehrsmittel. Für eine solide Planung ist auch eine solide Datenlage notwendig. Doch Daten für den Radverkehr sind kaum vorhanden. So könnte ein neuzugründendes Bundesinstitut für Radverkehrsforschung bundesweit Daten erheben, zum Beispiel zum Zustand und Ausbaubedarf der Radwegenetze und zur Verkehrssicherheit.

Die neuen Radverkehrsprofessuren allein können den Bedarf an planerischem Wissen nicht decken. Hier kann ein umfangreiches Fortbildungsprogramm für „Fachplaner*innen Radverkehr“ für Verwaltungen und Planungsbüros Abhilfe schaffen.

Schnell bei unstrittigen Punkten vorankommen

Bundesverkehrsminister Scheuer betonte auf der ADFC-Veranstaltung, dass es einen parteiübergreifenden Konsens für das Fahrrad gebe und man den Schwung nutzen müsse. Die Schwerpunkte des ADFC-Aktionsplans würde er genauso setzen und deutete an, dass die Finanzierung für die Zukunft gesichert werden soll.

Auf die Frage, wie man nun am schnellsten vorankomme, machte Anke Rehlinger einen anschlussfähigen Vorschlag: Man solle feststellen, wo man sich jetzt schon einig sei und diese Punkte schnellstmöglich auf den Weg bringen.

Die Zeit drängt

Rebecca Peters kündigte jedenfalls an, dass der ADFC die Bundesregierung beim Wort nehmen und sich im Bundestagswahlkampf einmischen werde. Die nächsten Jahre seien für die Klima- und Verkehrswende entscheidend und für halbherzige Schritte sei definitiv keine Zeit mehr.

Seine zentralen Forderungen zur Bundestagswahl 2021 hat der ADFC in seinem Aktionsplan erläutert. Er steht in der blauen Servicebox zum Herunterladen bereit.

Vorstellung des Aktionsplans und Diskussion im Video

 

Video: Der Parlamentarische Abend des ADFC im Livestream

Die Parlamentarische Veranstaltung So geht #Fahrradland: Mit dem Fahrrad zur Verkehrswende wurde komplett aufgezeichnet. Die technischen Schwierigkeiten am Anfang bitten wir zu entschuldigen, Ton ab Minute 07:30. Die komplette Veranstaltung im Video im ADFC-Youtube-Kanal.

Zurück zur Übersicht der ADFC-Forderungen

Aktualisiert am 20. Mai 2021

alle Themen anzeigen

Werde ADFC-Mitglied!

Unterstütze den ADFC und die Rad-Lobby, werde Mitglied und nutze exklusive Vorteile!

  • exklusive deutschlandweite Pannenhilfe
  • exklusives Mitgliedermagazin als E-Paper
  • Rechtsschutz und Haftpflichtversicherung
  • Beratung zu rechtlichen Fragen
  • Vorteile bei vielen Kooperationspartnern
  • und vieles mehr

Dein Mitgliedsbeitrag macht den ADFC stark!

Zum Beitrittsformular
https://hamburg.adfc.de/artikel/so-geht-fahrradland-adfc-forderungen-und-parlamentarische-veranstaltung

Häufige Fragen von Alltagsfahrer*innen

  • Was macht der ADFC?

    Der ADFC ist die größte Interessenvertretung für Radfahrende weltweit und hat mehr als 220.000 Mitglieder bundesweit, davon über 9.000 in Hamburg. Als Fahrradlobby setzen wir uns für die Verkehrswende mit dem Fahrrad im Mittelpunkt ein - und damit für mehr Klimaschutz, Sicherheit, Gesundheit und Lebensqualität.

    Der ADFC ist parteipolitisch neutral, aber parteilich, wenn es um die Interessen von Radfahrenden geht. Mit Kampagnen fördern wir den öffentlichen Diskurs und erzeugen politisch Druck. Auf Fachveranstaltungen und durch Lobbyarbeit informieren wir politische Entscheider*innen. Mit Projekten wie dem ADFC-Fahrradklima-Test schaffen wir öffentliche Aufmerksamkeit für dringend notwendige Verbesserungen der Radfahrbedingungen. Unsere Serviceangebote machen Radfahrenden das Leben leichter. Und im Freizeitbereich veranstalten wir Radtouren und fördern den Radtourismus.

    weiterlesen

  • Wie erreiche ich den ADFC Hamburg?

    Geschäftsstelle des ADFC Landesverband Hamburg e.V.
    Koppel 34-36
    20099 Hamburg

    Telefon: +49 40 39 39 33
    E-Mail: kontakt [at] hamburg.adfc.de

     

    Erreichbarkeit
    Die Geschäftsstelle ist an Werktagen grundsätzlich telefonisch erreichbar. Anrufe können jedoch nicht immer persönlich entgegen genommen werden. Nachrichten auf dem Anrufbeantworter sind sehr willkommen und werden (werk)täglich abgehört und beantwortet.
    Bitte nutzen Sie auch unsere E-Mail-Adresse.

    Persönliche Termine sind nach Absprache möglich.

    weiterlesen

  • Warum sollte ich Mitglied im ADFC sein?

    Mit Deiner Mitgliedschaft unterstützt Du den ADFC in seiner Arbeit für bessere und sichere Radwege. Wir setzen uns für dich und deine Interessen in Politik und Öffentlichkeit ein, fordern und fördern den weiteren Ausbau der Radinfrastruktur und die Verkehrswende in Hamburg. Mit deiner Mitgliedschaft zeigst du, dass Radfahren zu Deinem Leben gehört und verleihst der Fahrradlobby noch mehr Gewicht.

    Du trägst dazu bei, dass Hamburg zu einer lebenswerteren, klimafreundlichen Stadt mit nachhaltiger Mobilität wird.

    weiterlesen

  • Welche Vorteile habe ich als ADFC Mitglied?

    Als Mitglied im ADFC bist du mitten im Geschehen, kannst am aktiven Vereinsleben teilnehmen und findest zu (fast) jedem Rad-Thema Gesprächspartner*innen.

    Über deine Mitgliedschaft erhältst du mit unserer "ADFC Pannenhilfe" rund um die Uhr schnell und unkompliziert Hilfe, wenn du mal nicht mehr weiter kommst – egal, ob im Alltag, in der Freizeit oder auf Reisen (gilt für Fahrräder, Pedelecs, Lastenräder, Fahrradanhänger). Du bist als Mitglied automatisch rechtsschutz- und haftpflichtversichert, wenn Du als öffentlicher Verkehrsteilnehmer*in mit dem Fahrrad, zu Fuß oder mit dem Fahrrad im ÖPNV unterwegs bist. Außerdem hast du Anspruch auf eine kostenlose anwaltliche Erstberatung. Als Mitglied bekommst du regelmäßig das ADFC-Mitgliedermagazin Radwelt frei Haus per Post oder als E-Paper, voll mit wertvollen Tipps und Informationen rund ums Rad sowie als Hamburger*in die RadCity, das Radmagazin des Hamburger Clubs. Zudem gibt’s Vergünstigungen bei unseren Services wie zum Beispiel dem Codieren.

    weiterlesen

  • Wie kann ich den Newsletter abonnieren?

    Der kostenlose Newsletter des ADFC Hamburg informiert ein bis drei Mal im Monat über Neuigkeiten zum Radfahren in Hamburg und über die Arbeit des ADFC.

    Hier geht's zur Anmeldung
    Du kannst dich jederzeit über einen Link im Newsletter wieder davon abmelden.

  • Wo kläre ich meine Fragen zur Mitgliedschaft?

    Für Änderungen zur Mitgliedschaft stellen wir verschiedene Formulare bereit, mit denen du z.B. eine neue Anschrift ganz einfach mitteilen kannst. Du benötigest lediglich deine Mitgliedsnummer.

    Mitglied werden kannst du hier.

    Bei Fragen zur Mitgliedschaft hilft dir unser zentraler Mitgliederservice in Bremen gerne weiter: +49 421 34 62 923.

    Eine Übersicht zu unseren Mitgliedervorteilen findest du hier.

  • Was muss ich beachten, um mein Fahrrad verkehrssicher zu machen?

    Wie ein Fahrrad verkehrstauglich auszustatten ist, legt die Straßenverkehrszulassungsordnung (StVZO) fest. Vorgesehen sind darin zwei voneinander unabhängige Bremsen, die einen sicheren Halt ermöglichen. Für Aufmerksamkeit sorgen Radler*innen mit einer helltönenden Klingel, während zwei rutschfeste und festverschraubte Pedale nicht nur für den richtigen Antrieb sorgen. Je zwei nach vorn und hinten wirkende, gelbe Rückstrahler an den Pedalen stellen nämlich darüber hinaus sicher, dass Sie auch bei eintretender Dämmerung gut gesehen werden können. Ein rotes Rücklicht erhöht zusätzlich die Sichtbarkeit nach hinten und ein weißer Frontscheinwerfer trägt dazu bei, dass Radfahrende die vor sich liegende Strecke gut erkennen. Reflektoren oder wahlweise Reflektorstreifen an den Speichen sind ebenfalls vorgeschrieben. Hinzu kommen ein weißer Reflektor vorne und ein roter Großrückstrahler hinten, die laut StVZO zwingend vorgeschrieben sind.

    weiterlesen

Bleiben Sie in Kontakt