
Fahrradklimatest 2024 © ADFC | April Agentur
ADFC-Fahrrad-Klimatest: Hamburg fällt zurück
In der aktuellen Umfrage des Fahrradclubs rutscht Hamburg um einen Platz auf Rang 7 ab. Zwar werden durchaus Fortschritte in Sachen Radverkehr registriert, doch andere Städte tun mehr und überholen Hamburg.
Alle zwei Jahre führt der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) in Kooperation mit dem Bundesministerium für Verkehr (BMV) den Fahrradklima-Test durch, die weltweit größte Umfrage unter Radfahrenden, wie fahrradfreundlich sie ihre Stadt oder ihre Gemeinde bewerten. Bei der letzten, im Herbst 2024 vorgenommenen Befragung haben sich deutschlandweit wieder rund eine Viertelmillion Radfahrer*innen beteiligt und dabei unter anderem ihr Sicherheitsgefühl, die Breite und Qualität der Radwege oder ihre Zufriedenheit mit der Radverkehrspolitik bewertet. Nun liegen die Ergebnisse vor: Handlungsbedarf sehen die Befragten in Hamburg insbesondere bei der Sicherheit und der Akzeptanz von Radfahrenden im Straßenverkehr sowie bei einer hindernisfreien Infrastruktur.
Viele Radfahrende werden auf Hamburgs Straßen von Auto- und Lkw-Fahrer*innen genötigt und gefährdet. „Die Polizei muss endlich die viel zu geringen Abstände beim Überholen sowie das Anhupen und Drängeln von Autofahrenden kontrollieren und sie auch wirksam sanktionieren“, fordert daher Cajus Pruin vom ADFC in Hamburg. „Die Menschen steigen nur dann dauerhaft aufs Fahrrad um, wenn sie sich auf den Straßen sicher fühlen können – und es auch sind.“
Nachdem im Vorjahr mit zehn getöteten Radfahrer*innen ein trauriger Höchststand in Hamburg erreicht wurde, setzt sich der Trend in 2025 fort: Allein in den ersten Monaten dieses Jahres verloren bereits wieder sieben Radfahrer*innen ihr Leben auf Hamburgs Straßen. Pruin: „Der Schutz der Verkehrsteilnehmer*innen muss allerhöchste Priorität im Straßenverkehr haben – statt sich um den Erhalt von Kfz-Parkständen zu sorgen, dürfen Senat und Polizei jetzt nicht länger weggucken und Fußgänger*innen und Radfahrer*innen ungeschützt den Gefahren des Auto- und Lkw-Verkehrs ausliefern.“ Flächendeckende Verkehrsberuhigung, viel mehr Platz für klimafreundliche Verkehre und wirksame Tempolimits in der Stadt seien unerlässlich, wenn der Senat die „Vision Zero“, keine Toten und Schwerverletzten mehr im Straßenverkehr, wirklich wolle.
Vor diesem Hintergrund wundert es nicht, wenn mehr als die Hälfte der Klimatest-Teilnehmenden (58 Prozent) in Hamburg das Radfahren als stressig empfinden, während in Hannover oder Bremen 69 Prozent der Teilnehmer*innen des Fahrradklima-Tests angeben, „Spaß beim Radfahren“ zu haben. Besonders schlechte Noten erhielten zudem traditionell der Winterdienst auf den Hamburger Radwegen sowie generell deren sichere, hindernisfreie Befahrbarkeit. Diese leidet in Hamburg schon allein darum extrem aus Sicht der Radfahrenden, weil sie sehr oft zugeparkt sind. „Falschparken von Autofahrer:innen ist ein Thema, auf das wir die Behörden seit Jahren immer wieder hinweisen, ohne dass sich hier etwas getan hat“, stellt Pruin fest.
Beim aktuellen Fahrradklima-Test 2024 wurde erstmals zwischen der Innenstadt und den Außenbezirken Hamburgs unterschieden. Dabei zeigt sich, dass die Radfahrer*innen die Zustände in der äußeren Stadt in fast allen Belangen noch einmal erheblich schlechter beurteilen als die Situation in der Innenstadt. Die Oberfläche der Radwege, die generelle Förderung des Radverkehrs, das Angebot an StadtRAD- Leihrädern, Verkehrssicherheit – all das vernachlässigt der Senat um so stärker, je weiter man in Richtung Randbezirke fährt. „Die Mobilitätswende findet in der äußeren Stadt kaum statt“, kommentiert Pruin und fordert: „Wenn Verkehrssenator Anjes Tjarks glaubwürdig bleiben will, dann muss er diese Dinge endlich anpacken. Radfahren muss in ganz Hamburg attraktiv und sicher werden – nicht nur rund um die Außenalster.“
Für den Fahrradclub zeigen die Ergebnisse des Klimatests: Hamburgs Radfahrende nehmen die Bemühungen des rot-grünen Senats wahr, die Bedingungen für sie zu verbessern. Gleichzeitig reichen diese bei weitem nicht für eine nachhaltige Verkehrswende aus, die den Umweltverbund aus ÖPNV sowie Fuß- und Radverkehr in ganz Hamburg priorisiert. „Die Idee der autogerechten Stadt, wie sie die CDU will, ist aber keine zukunftsfähige Alternative für ein Hamburg, in dem die Menschen sicher und klimafreundlich mobil sind.“