Die Reventlowstraße soll umgebaut werden, Automobil-Ideologen wolle das verhindern.

Automobil-Ideologen aus der Waitzstraße wollen Veloroute/Radroute auf den Sankt Nimmerleinstag verschieben © Bezirksamt Altona

ADFC protestiert gegen Baustopp in der Reventlowstraße

Weil Geschäftsleute in der Waitzstraße Umsatzrückgänge befürchten, stoppt der Bezirk den Ausbau der Radroute 1 in der Reventlowstraße für sieben Jahre. Dabei sorgen mehr Radfahrende nicht nur für bessere Luft, sondern auch für mehr Umsatz.

Die Interessenvertretung der in der Waitzstraße in Othmarschen ansässigen Geschäftsleute (IG Waitzstraße) beklagte lautstark eine angebliche Diskriminierung ihrer autofahrenden Kundschaft durch den Radroutenausbau in der Reventlowstraße. Mit Erfolg: Am 5. Februar 2024 stimmte der Verkehrsausschuss der Bezirksversammlung Altona für einen vorläufigen Stopp der Baumaßnahmen für die Radroute 1 im Bereich Reventlowstraße. Diese aber sollte nicht nur einen bestehenden Unfallschwerpunkt beheben, sondern auch die Verkehrssicherheit für Schulkinder verbessern, die dort mit dem Rad fahren. Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) Hamburg kann weder die Ängste der Geschäftsleute noch den Rückzieher der Bezirkspolitik nachvollziehen. „Während der Bauarbeiten an der Reventlowstraße ist diese eine Zeitlang nur in einer Richtung befahrbar“, erklärt Karin Wiedey von der ADFC-Bezirksgruppe Altona. „Aber was macht es für einen Unterschied, ob man mit seinem Auto von Nord oder von Süd kommend in die Straße einbiegt? Wenn überhaupt, wird sich dies nur marginal auf die Geschäfte auswirken.“

Die Forderungen der Geschäftsleute laufen darauf hinaus, die Fertigstellung der 2016 noch unter Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) beschlossenen Radroute 1 auf den Sankt Nimmerleinstag zu verschieben. Der geplante Routenverlauf sollte neben den umliegenden Schulen gerade auch die Waitzstraße an das Radverkehrsnetz anschließen. „An Einnahmen von Kunden, die mit dem Rad kommen, scheinen diese Geschäftsleute aber offenbar kein Interesse zu haben“, sagt Wiedey. Studien belegen, dass Radfahrende die treueren, besseren Kunden sind und für deutlich mehr Umsatz im Einzelhandel sorgen als Menschen, die mit dem Auto zum Einkaufen fahren.

Die IG Waitzstraße wirft dem Senat eine „grüne Fahrradideologie“ vor und behauptet, dass sie bereits durch die Baumaßnahmen zur Sicherung der Waitzstraße gegen „Schaufensterunfälle“ sowie durch Infrastrukturmaßnahmen im Stadtteil arg gebeutelt sei. Das ist aber genauso falsch wie die Annahme der IG, dass Othmarschen überproportional von Maßnahmen für zukunftsfähige, klimafreundliche Verkehrsinfrastruktur betroffen sei. Wiedey: „Vielleicht sollten sich die Geschäftsleute in der Waitzstraße einmal fragen, ob sie nicht selbst ideologisch verbohrt sind, wenn sie die mangelnde Gleichberechtigung des Radverkehrs gegenüber dem Automobil für viele weitere Jahre festschreiben möchten“. Wenn die Bezirkspolitik vor den rückwärtsgewandten Interessen einzelner Händler*innen einknickt und den Umbau der Reventlowstraße stoppt, widerspreche das den Zielen des Senats für eine Mobilitätswende in Hamburg.

Wiedey: „Ich bin fassungslos und schwer enttäuscht, dass in der Reventlowstraße die kurzfristigen wirtschaftlichen Vorteile einzelner Händler*innen wichtiger sein sollen als die Interessen der zu Fuß Gehenden und Radfahrenden, deren Wege durch den Umbau deutlich an Sicherheit gewonnen hätten.“ 2016 hatte der Senat den Verlauf der Radroute 1 in der Reventlowstraße beschlossen: „Jetzt sollen weitere sieben Jahre vergehen, bis dort mit dem Bau begonnen wird“, so Wiedey. „15 Jahre Wartezeit für ein paar Meter Radweg und barrierefrei ausgebaute Gehwege sind ein Armutszeugnis für eine Stadt wie Hamburg, die sich gern mit dem Label Fahrradstadt schmückt.“

Der Fahrradclub fordert: Keine weiteren Verzögerungen beim Ausbau des wichtigen Radroutennetzes in Altona!


https://hamburg.adfc.de/pressemitteilung/adfc-protestiert-gegen-baustopp-in-der-reventlowstrasse

Bleiben Sie in Kontakt