Elbchaussee: ADFC fordert Verkehrssicherheit statt Populismus
Der Austausch der Schutzstreifen durch Sharrows im westlichen Teil der Elbchaussee kostet nur unnötig Geld und ist reiner Aktionismus, verbessert aber nicht die Verkehrssicherheit für Radfahrende.
Durch den starken und ungebremsten Autoverkehr auf der Elbchaussee empfinden viele Radfahrende das Fahren dort als unangenehm und fühlen sich unsicher. Die Grundinstandsetzung der Straße geschah nach der Maxime, dass der Autoverkehr nicht eingeschränkt werden dürfe. Jetzt sollen im westlichen Abschnitt zwischen Blankenese und Nienstedten statt des Schutzstreifens Fahrradpiktogramme auf die Fahrbahn gemalt werden, sogenannte Sharrows.
„Die Begründung der Behörde dafür liest sich dabei wie blanker Hohn“, sagt Karin Wiedey vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC). Der Schutzstreifen werde nämlich, so die zuständige Straßenverkehrsbehörde der Polizei, dauerhaft von Autofahrenden überfahren. Diese könnten zudem beim Überholen von Radfahrer:innen den Sicherheitsabstand von 1,5 Metern oft nicht einhalten, ohne in den Gegenverkehr zu fahren.
Aus Sicht des Fahrradclubs geht es der Polizei dabei aber nur vordergründig um die Sicherheit von Radfahrenden. „Denn ob mit oder ohne Schutzstreifen: der Sicherheitsabstand laut StVO muss immer mindestens 1,5 Meter betragen, wenn Autofahrer:innen Radfahrer:innen überholen wollen“, so Wiedey. Und dazu müssen sie auf die Gegenfahrspur wechseln. „Wenn diese aber nicht frei ist und sie den Sicherheitsabstand nicht einhalten können, dürfen sie nicht überholen, sondern müssen hinter den Radfahrenden bleiben – so ist die Rechtslage.“
Auch Piktogramme („Sharrows“) und Hinweisschilder auf den Überholabstand werden in dem engen, kurvigen Abschnitt zwischen Blankenese und Nienstedten nichts daran ändern, dass ungeduldige Autofahrende eine Verkürzung ihrer Fahrzeit von wenigen Sekunden wichtiger ist als die Sicherheit anderer Menschen. „Die Polizei begreift das systematische Fehlverhalten von Autofahrenden aber offenbar als Naturgesetz“, so Wiedey. „Statt diese Ursache für Gefahren im Straßenverkehr wirksam zu bekämpfen, betreibt sie mit der Wegordnung des Schutzstreifen auf der Elbchaussee reinen Aktionismus, der für die Sicherheit von Radfahrenden nichts leistet.“
Wiedey: „Der Polizei will in Wahrheit nur dafür sorgen, dass sich Autofahrende möglichst wenig auf der Elbchaussee aufstauen.“ Die jetzige Wegordnung des Schutzstreifens ist bereits die zweite „Nachbesserung“ in der Elbchaussee – und das auf ohnehin sehr niedrigem Sicherheitsniveau für Radfahrende, denn Schutzstreifen bieten eben keinen Schutz, wie es etwa breite Radfahrstreifen oder Protected Bike Lanes tun.
Lösungen für mehr Verkehrssicherheit
Die Sicherheit für Radfahrende lässt sich nach Ansicht des Fahrradclubs erhöhen, wenn die Polizei mindestens in den Abschnitten auf der Elbchaussee, in denen Radfahrende im Mischverkehr fahren müssen, Tempo 30 einführt. Und wenn sie zusätzlich im kurvigen, unübersichtlichen Bereich bei Blankenese ein Überholverbot von einspurigen Fahrzeugen wie Fahrrädern anordnet. Richtung Blankenese sollte der Schutzstreifen zwischen S-Kurve bis zur Ampel Manteuffelstraße erhalten bleiben, denn das ermöglicht Radfahrenden bei einem Rückstau an den Kfz vorbeizufahren statt in den Abgasen hinter ihnen warten zu müssen.
Alternativen für Radfahrende wie zum Beispiel die nördlich verlaufende Radroute 1 sind für Pendler:innen umständlich: Über die Elbchaussee können sie von Blankenese aus Altona innerhalb von 20 Minuten erreichen, über die Radroute 1 dauert die Fahrt 40 Minuten. „Auf dieser Strecke gibt es viele Rechts-vor-links-Situationen und zugeparkte Straßen, weswegen man immer wieder abbremsen muss oder ausgebremst wird“, sagt Wiedey. Ein Trauerspiel sei es zudem, dass Hamburg Radfahrenden auf der Elbchaussee nicht mehr bietet als eine gefährliche, ständig wechselnde Radverkehrsführung und Mischverkehr, der immerhin sogar auch Schwerlastverkehr beinhaltet. „Wer Radverkehr ernst nimmt und weiter fördern will, sorgt für Wege, auf denen Radfahrende zügig, ohne Umwege und sicher von A nach B kommen – so wie es für den Autoverkehr seit langem als selbstverständlich gesetzt ist.“