Fahrradclub fordert entschlossene Verkehrswende und wählt neuen Vorstand!
Am Sonntag, dem 17. November, wählten die Mitglieder des ADFC Hamburg einen neuen Vorstand und verabschiedeten verkehrspolitische Kernforderungen für die kommenden Wahlen. Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne) sprach ein Grußwort.
Angesichts der bevorstehenden Bürgerschafts- und Bundestagswahl forderte die Vorsitzende Samina Mir auf der Landesversammlung des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) alle demokratischen Parteien zu einem klaren Bekenntnis für die Förderung des Radverkehrs in Hamburg auf: „Das Festhalten an einer Verkehrsplanung, die dem Auto Vorrang einräumt, ist eine Sackgasse und führt nur zu noch mehr Staus und Unfalltoten im Straßenverkehr.“ Städte wie Kopenhagen und Amsterdam haben bereits vor Jahrzehnten das Potenzial des Fahrrades als Verkehrsträger erkannt und leistungsfähige Radwegnetze entwickelt. Auch Metropolen wie London, Paris und Oslo haben sich auf den Weg gemacht, Fahrradstädte zu werden.
„Was haben Kopenhagen, Paris und Amsterdam gemeinsam? Sie werden von Menschen regiert, die unabhängig von ihrer Parteizugehörigkeit erkannt haben, dass das Fahrrad das ideale Verkehrsmittel in Großstädten ist: ressourcenschonend, flexibel und sauber“, so Mir. In Deutschland dagegen herrsche ein absurder Kulturkampf entlang der Parteifarben. Dabei werde das Potenzial für den Radverkehr notorisch unterschätzt.
Bei entsprechenden Bedingungen könnte Deutschland den Radverkehr verdreifachen und so im Verkehrssektor 19 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr einsparen. Dies ergab eine Studie des Fraunhofer-Instituts für System- und Innovationsforschung (ISI) im Auftrag des ADFC. Die Studie zeigt auch, dass sich der Radverkehr in Hamburg mit konsequenter Förderung verdoppeln ließe. Schaut man sich die Metropolregion Hamburg an, wäre sogar eine Verdreifachung des Radverkehrs möglich. Mir: „Die aktuelle Studie belegt einmal mehr: Für eine wirksame Förderung des Radverkehrs braucht es in Hamburg vor allem den Mut, die zentralen Mobilitätsprobleme anzugehen und nachhaltige Lösungen zu entwickeln und konsequent umzusetzen.“
Zu Beginn der Versammlung richtete Verkehrssenator Dr. Anjes Tjarks (Grüne) ein Grußwort an die Mitglieder des Fahrradclubs. Dabei betonte er die Bedeutung des zivilgesellschaftlichen Engagements für die Mobilitätswende und lobte in diesem Zusammenhang die Arbeit des ADFC.
Vorstandswahlen
Bei den Wahlen zum Vorstand des ADFC Hamburg wurden Samina Mir als Landesvorsitzende sowie Tobias Kochems, Thomas Lütke und Cajus Pruin als stellvertretende Landesvorsitzende bestätigt. Neu im Vorstand sind die stellvertretenden Landesvorsitzenden Florian Mallok, Heike Schambortski und Leo Strohm. Nicht mehr für den Landesvorstand kandidierte Tom Jakobi, dem die Versammlung für sein Engagement herzlich dankte.
Wahlforderungen
Die Landesversammlung verabschiedete zudem mit großer Mehrheit einen verkehrspolitischen Leitantrag, der drei Kernforderungen des Fahrradclubs an die politischen Parteien in Hamburg enthält. Von ihrer Umsetzung würden nicht nur der Radverkehr, sondern auch der ÖPNV und der Fußverkehr nachhaltig profitieren. Zugleich würde sich dadurch die Verkehrssicherheit auf Hamburgs Straßen signifikant erhöhen – und die Vision Zero endlich in greifbare Nähe kommen.
- Eine Spur fürs Rad
Die bisherigen Radrouten (ehemals Velorouten) werden in Nebenstraßen geführt, die größtenteils keine gradlinige Streckenführung ermöglichen. Radfahrenden werden große Umwege zugemutet, während dem Kfz-Verkehr auf den Magistralen direkte Verbindungen zur Verfügung gestellt werden. Wir fordern daher, auf allen mehrspurigen Hamburger Straßen eine Fahrspur zur Protected Bike Lane (geschützter Radweg) umzuwidmen. Der ADFC hat bereits in den vergangenen Jahren mit der Einrichtung temporärer Pop-Up-Bike-Lanes auf Hauptstraßen wie der Wandsbeker Chaussee verdeutlicht, dass sich der Radverkehr auf diese Weise schnell und einfach fördern lässt. - Hamburg macht Schule – aber sicher!
Jedes Kind muss sicher und selbstständig zur Schule kommen können. Egal, ob mit dem Rad, dem Tretroller oder zu Fuß. In der Praxis gefährden derzeit vor allem „Elterntaxis“ die Schüler*innen auf ihren täglichen Wegen. Wir fordern daher die Einrichtung von so genannten Schulstraßen vor jeder Schule, um insbesondere zum Schulbeginn und Schulschluss die Gefahren durch den Autoverkehr zu minimieren. Außerdem muss Hamburg endlich die Straßenverkehrs-Ordnung umsetzen und vor jeder Schule und jeder Kita Tempo 30 einführen. Dies fördert nicht nur den Fuß- und Radverkehr, sondern unterstützt auch die Entwicklung der Kinder zu selbstständigen Verkehrsteilnehmer*innen. - Mobilität statt Stillstand
Geparkte private Kraftfahrzeuge müssen raus aus dem öffentlichen Raum. Die Verkehrsflächen in der Stadt dienen der Mobilität und nicht als Parkplätze für Autos. Statt flächendeckender Blockade fordern wir mehr Platz für Radfahrer*innen, Fußgänger*innen und den ÖPNV. Zu viele Hamburger Straßen werden heute durch parkende Autos, langfristig abgestellte Wohnmobile und andere ungenutzte Fahrzeuge künstlich zur Einbahnstraße. Die Folge sind Behinderungen für alle Verkehrsteilnehmenden: Radfahrende werden in solchen Straßen gefährlich eng überholt, Kinder und Ältere kommen auf den oft zugeparkten Gehwegen nicht voran. Auch das Queren der Fahrbahn wird in solchen Straßen oft zum gefährlichen Hindernisparcours. Wir fordern daher freie Sichtachsen und ein Umdenken in der Platzgestaltung. Nur so lässt sich die Sicherheit für alle Verkehrsteilnehmenden spürbar verbessern.