Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Landesverband Hamburg e. V.

Blumen am Unfallort nach tötlichem Unfall in Volksdorf

Große Anteilnahme nach dem Unfall in Volksdorf © ADFC Hamburg

Mahnwache für den getöteten Siebenjährigen in Hamburg-Volksdorf

Am letzten Dienstag wurde ein 7-jähriger Junge auf dem Rad in Hamburg-Volksdorf durch einen rechtsabbiegenden Berufskraftfahrer getötet. Der ADFC ruft zur Mahnwache am Freitag, den 7. März, 16 Uhr, auf.

„Wir empfinden große Trauer und sind zutiefst bestürzt darüber, dass schon wieder ein Radfahrer in Hamburg getötet wurde“, sagt Thomas Lütke vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC). „Unser Mitgefühl gilt den Hinterbliebenen des Opfers.“ Der siebenjährige Junge war am Dienstag in Begleitung seines Vaters auf dem Weg zur Schule mit seinem Rad unterwegs, als ihn der Fahrer eines städtischen Müllfahrzeugs an der Kreuzung Streekweg/Horstlooge beim Rechtsabbiegen überrollte und tötete.

Der Fahrradclub setzt sich schon seit langem zusammen mit Elterninitiativen aus Volksdorf dafür ein, dass insbesondere im Umfeld von Schulen deutlich mehr für die Sicherheit von Fuß- und Radverkehr getan werde. Fahrer*innen von Fahrzeugen müssen in diesen Bereichen jederzeit und verstärkt mit Kindern im Straßenverkehr rechnen und ihr Fahrverhalten dem anpassen. Deswegen muss das Umfeld von Schulen eine fehlerverzeihende Infrastruktur bieten. Dazu wurden bereits unzählige Eingaben mit konkreten Vorschlägen in die Politik eingebracht, die zu entsprechenden Beschlüssen der Bezirksversammlung Wandsbek geführt haben. Deren Umsetzung und alle Forderungen nach Verbesserung der Schulwegsicherheit wies die Polizei aber oft damit zurück, dass sie im Umfeld der Schulen bislang keine Unfallschwerpunkte feststellen konnte.

„Wir sind erschüttert über den nun zweiten tödlichen Radunfall in Volksdorf innerhalb nur eines Jahres“, sagt Olaf-Christian Wagner von der Volksdorfer AG Verkehrswegsicherheit. „Ein kleines Schulkind kam unter direkter Einwirkung von einem LKW zu Tode. In Gedanken sind wir bei den Angehörigen. Wir fordern Politik und Behörden nochmals eindringlich auf, den Bürgerwillen für mehr Schulweg- und Radwegsicherheit messbar und zeitnah umzusetzen – auch über die Grenzen Volksdorfs hinaus.“

Forderungen des Fahrradclubs

Auch Thomas Lütke vom Fahrradclub kritisiert erneut das Versagen von Senat und Polizei in Hamburg, die der Verkehrssicherheit von Radfahrenden und Fußgänger*innen keine Priorität einräumen wollen. „Wir fordern endlich wirksame Maßnahmen zum Schutz von Verkehrsteilnehmer*innen, insbesondere von Kinder und Jugendlichen, die viel zu Fuß und mit dem Rad unterwegs sind und eben noch keinen tonnenschweren Schutz aus Blech haben."

Konkret fordert Lütke Hamburgs Polizei auf, die tatsächlichen Unfallursachen im Straßenverkehr in den Fokus zu nehmen, statt zum Beispiel Radfahrende aufzufordern, auf ihre Vorfahrt zu verzichten. Es sei zudem ein Irrtum, wenn sie Verkehrsteilnehmer*innen vor einem vermeintlich „toten Winkel“ bei LKW warnt. Lütke: „Tatsächlich müssen auch LKW, die noch keinen elektronischen Abbiegeassistenten haben, über eine Vielzahl von Spiegeln verfügen, die den Fahrer*innen eine umfassende Sicht ermöglichen. Bereits seit 2007 gibt es eine entsprechende EU-Vorschrift zur Spiegelanordnung, die ,tote Winkel‘ im Sichtfeld des LKW-Fahrers ausschließt.“

Darüber hinaus muss die Stadt Hamburg Sofortmaßnahmen zum Schutz von Radfahrenden ergreifen: Der Fahrradclub fordert ein Fahrverbot in der Stadt für alte LKW und Busse ohne Notbremssystem und Abbiegeassistenten oder als Alternative die verpflichtende Mitfahrt eines Beifahrenden, der den Abbiegevorgang absichert. Außerdem braucht es viel mehr Kontrollen des korrekten langsamen Rechtsabbiegens mit Schrittgeschwindigkeit von LKW-Fahrenden, professionelle Sicherheitsaudits und Tempolimits.

„Getötete Radfahrende und Fußgänger*innen dürfen nicht länger als bedauerlicher Kollateralschaden des Straßenverkehrs hingenommen werden“, so Lütke. „VisionZero – keine Toten und Schwerverletzen mehr – bleibt sonst immer Vision.“ Es ist inakzeptabel, dass immer erst tödliche Unfälle passieren müssten, bevor die Polizei für mehr Verkehrssicherheit sorgt und beispielsweise Tempo 30 anordnet. „Wir sind entsetzt, dass mit Messtoleranzen 10 km/h von der Hamburger Polizei noch als Schrittgeschwindigkeit bewertet wird“, so Lütke. „Ein solch hohes LKW-Tempo beim Rechtsabbiegen senkt die Chancen für Radfahrende dramatisch, in Konfliktsituationen noch schnell ausweichen zu können. Schrittgeschwindigkeit bedeutet nicht schneller als 6 km/h zu fahren". Die Einhaltung dieses Abbiegetempos müsse die Polizei viel öfter und konsequent kontrollieren – ebenso wie korrekt eingestellte Spiegel. Lütke: „Warum gibt es keine offiziellen, öffentlichen Plätze zum korrekten Einstellen der LKW-Spiegel?“

Zum Gedenken an den getöteten Radfahrer ruft der Fahrradclub zu einer stillen Mahnwache am Freitag, 07.03, 16 Uhr, auf. Sie findet statt am Ort des Unfalls, an der Kreuzung Streekweg/Horstlooge. Dabei wird ein Ghostbike aufgestellt. Das weiß lackierte Fahrrad soll an den getöteten Radfahrer erinnern.

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Blumen am Unfallort nach tötlichem Unfall in Volksdorf

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