
Die Einfahrt beim Asphaltsprenger Festival © Henriette Pogoda
„Masterplan sicherer Schulweg“ statt Moratorium für Kfz-Parkstände
Mehr als 600 Menschen nahmen heute an der Fahrraddemo „Kidical Mass“ in Hamburg unter dem Motto „Kinder fahren Rad – lebenswerte Stadt“ teil.
Zu der Demonstration, die von St. Pauli nach Hammerbrook führte, hatte das Aktionsbündnis aus Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club (ADFC) Hamburg, Parents for Future (P4F) Hamburg und Verkehrsclub Deutschland (VCD) Nord aufgerufen. Das Bündnis kritisierte die im neuen rot-grünen Koalitionsvertrag angekündigten verkehrspolitischen Maßnahmen als Rückschritt auf Kosten der Verkehrssicherheit: Hamburgs Kinder und Jugendliche brauchen sichere Wege – ein Bestandschutz für Kfz-Parkstände in Hamburg, für den der „Masterplan Parken“ des Senats sorgt, blockiert dagegen die Umgestaltung des öffentlichen Raums auf Jahre hin.
Das heutige starke Signal der „Kidical Mass“-Demo mit über 600 Teilnehmenden zeigt: Immer weniger Hamburger Eltern sind bereit zu tolerieren, dass ihre Kinder vom Senat als Verkehrsteilnehmer*innen zweiter Klasse behandelt werden. Jetzt braucht es politischen Willen und klare Maßnahmen – für sichere Schulwege, kindgerechte Mobilität und eine lebenswerte Stadt für alle.
Denn wer von klein auf mit dem Rad sicher und selbstständig mit dem Rad unterwegs sein kann, wird auch als Erwachsener gerne Rad fahren – und damit einen Beitrag zu lebenswerten Städten leisten: mit sauberer Luft, weniger Lärm und mehr Platz für Begegnung und Begrünung. Damit dies Realität wird, fordert das Aktionsbündnis konkrete Maßnahmen für eine sichere Kinder- und Jugendmobilität.
Statt dem ruhenden Verkehr eine höhere Priorität als dem Schutz von Kindern und Jugendlichen im Straßenverkehr einzuräumen, fordert das Bündnis vom Senat, endlich für sichere Schulwege zu sorgen:
- Kfz-Parkstände müssen flächendeckend zurückgebaut werden, um bessere Sichtachsen zu schaffen und kindgerechte Straßenquerungen zu ermöglichen.
- Die neue Straßenverkehrsordnung erlaubt es Kommunen inzwischen, deutlich mehr Tempo-30-Zonen einzurichten – gerade auf viel genutzten Schulwegen. Der Senat und vor allem die Innenbehörde müssen endlich die gesetzlichen Spielräume im Sinne von mehr Verkehrssicherheit ausnutzen.
- Tempo 50 darf nicht, wie im Koalitionsvertrag vereinbart, die Regelgeschwindigkeit bleiben und Tempo 30 nur im Ausnahmefall gelten. Für mehr Verkehrssicherheit auf Schulwegen brauchen wir Tempo 30 als Regelgeschwindigkeit, sodass Autofahrende nur in begründeten Ausnahmefällen schneller fahren.
- In allen Hamburg Bezirken sollen noch in 2025 Schulstraßen eingerichtet werden. Schulstraßen sind Straßen vor Schulen, die temporär oder permanent für den Autoverkehr gesperrt werden.
Stimmen aus dem Aktionsbündnis:
Cajus Pruin (ADFC Hamburg):
„Der Koalitionsvertrag scheint kein brauchbarer Beitrag für eine lebenswerte Stadtentwicklung zu sein. Ein wichtiger Eckpfeiler der notwendigen Mobilitätswende ist die Umverteilung des öffentlichen Raumes zu Gunsten des Umweltverbunds, welche auch vor dem Hintergrund von Moratorien zu Parkständen nunmehr nicht im notwendigen Umfang stattfinden wird. Nach wie vor bleiben die großen Umstrukturierungen des öffentlichen Raumes aus, Hamburgs Ambitionen auf das Prädikat „Fahrradstadt“ scheinen weitestgehend erloschen.“
Jens Deye (VCD Nord):
„Tempo 30 führt zu weniger Unfällen, weniger Verkehrstoten, weniger Lärm und einem besseren Verkehrsfluss. Von der gewonnenen Sicherheit und Lebensqualität profitieren alle – insbesondere Kinder und Jugendliche, die überdurchschnittlich viel mit dem Rad und zu Fuß unterwegs sind. Hamburg muss endlich den Mut aufbringen, die vorhandenen Möglichkeiten der Verkehrsberuhigung durch die StVO konsequent zu nutzen.“
Christian Wöhrl (P4F):
„Hamburg muss Tempo ins Thema Schulwegsicherheit bringen und erste Schulstraßen in allen Bezirken einrichten. Dabei darf nicht vergessen werden, dass es eben nicht nur um die letzten hundert Meter vor der Schule geht.“
Ansprechpartnerin für die Kidical Mass:
Katharina Lepik, katharina.lepik@hamburg.adfc.de