
Der viel zu schmale und nicht gegen den Lkw- und Autoverkehr geschützte Radfahrstreifen an der Verbindungsbahn ist Ausdruck der autogerechten Stadt. © ADFC Hamburg
Schon wieder Radfahrerin getötet: Mahnwache am Sonntag, 12.10., 14 Uhr
Am 28. September 2025 kam es zum zweiten Mal innerhalb von nur einer Woche zu einem schweren Unfall durch „Dooring“ in Hamburg. Der ADFC fordert vom Senat endlich wirksame Maßnahmen zur Sicherheit ungeschützter Verkehrsteilnehmer*innen.
Es geschah auf der Straße An der Verbindungsbahn in Rotherbaum: Dort öffnete am 28. September ein Beifahrer rücksichtslos die Autotür und riss dabei eine Radfahrerin, die regelkonform auf dem Radweg stadteinwärts unterwegs war, so von ihrem Fahrrad, dass sie sich beim Sturz tödlich verletzte. Bei dem Opfer handelt es sich um die 41-jährige Schauspielerin Wanda Perdelwitz.
„Wir sind erschüttert und fassungslos, bereits elf auf dem Rad getötete Menschen in diesem Jahr betrauern zu müssen – und das in immer kürzeren zeitlichen Abständen“, sagt Thomas Lütke vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) in Hamburg. „Unser Mitgefühl gilt den Hinterbliebenen und Freund*innen des Opfers“. Sogenannte Dooring-Unfälle seien keine „abstrakte Gefahr“, wie die Polizei in Hamburg immer wieder behauptet, sondern im Gegenteil eine der gefährlichsten und häufigsten Ursachen von Unfällen mit Radfahrenden.
Diese Unfälle sind keineswegs tragisch, sondern vermeidbar: durch fehlerverzeihende Infrastruktur, die Radfahrenden und Fußgänger*innen mehr Sicherheit und mehr Platz gibt, durch Tempolimits und Verkehrsberuhigung auf den Straßen. Und durch eine Verkehrssicherheitsarbeit, die diesen Namen auch verdient und nicht erst dann beginnt, wenn ein Mensch getötet oder schwer verletzt wurde. Dazu gehört neben mehr und effektiven Kontrollen etwa von Lkw-Fahrenden bei Abbiegevorgängen und von Autofahrenden beim Überholen von Radfahrer*innen auch die präventive Bekämpfung von Dooring-Unfällen. Für Autofahrende muss der sogenannte Holländische Griff verpflichtend werden, bei dem Fahrzeuginsass*innen die Autotür mit dem Arm öffnen, der vom Türgriff abgewandt ist, um so den Blick ganz natürlich nach hinten zu richten. So hätte auch in diesem jüngsten Fall der Beifahrer die herannahende Radfahrerin sehen müssen.
Noch wichtiger ist aber der Bau von sicheren, ausreichend breiten Radwegen. Dazu zählt der an der mit Lkw- und Autoverkehr schwer belasteten Verbindungsbahn definitiv nicht. „Wir fordern, dem Radverkehr dort umgehend einen Fahrstreifen zu geben und diesen durch Protection-Elemente abzusichern“, so Lütke. „Kein Mensch lässt auf dem aktuellen, 1,85 Meter schmalen Streifen an der Verbindungsbahn seine Kinder Rad fahren.“ Ausreichender Abstand und die Trennung zum Autoverkehr retten Leben.
Für Sonntag, 12.10., 14 Uhr, ruft der Fahrradclub zu einer Mahnwache für die getötete Radfahrerin auf und stellt ein Ghostbike bei der Unglücksstelle auf. Lütke: „Wir fragen uns, wie viele noch, bis der Senat und vor allem die Innenbehörde von Andy Grote und die Polizei endlich was gegen das Töten auf Hamburgs Straßen unternehmen?“