Klarstellung

In der letzten Woche tobte ein Sturm im Wasserglas durch die Hamburger Presselandschaft.

Ausrufezeichen und Fragezeichen vor dem HIntergrund einiger Zeitungsschlagzeilen

In der Anfang März erschienenen RadCity, der Mitgliederzeitung des ADFC Hamburg, ist unter dem Titel Bereit zur Selbstkritik? eine Debatte zwischen vier Mitgliedern des Fahrradclubs zu lesen. Dort kommen unterschiedliche Meinungen und Positionen zur Verkehrspolitik und ganz bewusst auch zum Verhältnis zwischen Fahrradfahrer*innen untereinander zur Sprache. Ursprünglich waren zu dieser Debatte zahlreiche Verbände und Institutionen wie z.B. die Polizei, die Innenbehörde, die Hochbahn oder die Verkehrswacht eingeladen, die aber unserer Einladung aus Termin- oder anderen Gründen nicht gefolgt sind. Also haben wir beschlossen, einen internen Meinungsaustausch zu dokumentieren.

Dass sich jetzt aber im Nachgang etliche dieser Institutionen über Bande doch zu Wort melden und dabei die Gesprächsinhalte verzerrt oder ganz und gar falsch darstellen, soll nicht unbeantwortet bleiben. So sagt die Polizeisprecherin Sandra Levgrün in der MOPO: „Wer zum Regelbruch im Straßenverkehr auffordert, gefährdet Leben!“ Der ADAC verwahrt sich gegen „Freifahrtscheine für Radfahrende“, und dem Fußgängerverband Fuss e.V. geht es vor allem darum, dass Fahrräder auf den Gehwegen nichts zu suchen haben. Ja, alles richtig. Aber wo haben wir etwas anderes behauptet?

Seit vielen Jahren fordern wir Mehr Platz fürs Rad. Das bedeutet natürlich nicht, dass wir den Radverkehr auf die Gehwege verlagern wollen. Im Gegenteil, Fahrräder sind Fahrzeuge und gehören auf Radwege oder auf die Fahrbahn! Dass es immer wieder Radfahrer*innen gibt, die sich nicht daran halten, ist eine Tatsache, die wir in unserem Gespräch an mehreren Stellen thematisiert haben. Die Gründe dafür sind allerdings vielfältig und nicht zuletzt einer mangelhaften Infrastruktur geschuldet – das muss in diesem Zusammenhang eben auch gesagt werden.

Im Lauf des RadCity-Gesprächs wird an mehreren Stellen deutliche Kritik am Verhalten einzelner Radfahrer*innen geäußert, weil sie mit ihrem Fahrstil andere gefährden oder riskante Situationen heraufbeschwören. Auch unterschiedliche Sichtweisen und Standpunkte im Hinblick auf die Situation der Radfahrer*innen in dieser Stadt werden deutlich gemacht. Der in der Presse so genüsslich zitierte Satz Wer in Hamburg Fahrrad fährt, muss Regeln brechen bildet in unserer Debatte den Gegenpol zu einem anderen Schlagwort: Wer ernst genommen werden will, muss die Regeln beachten. Und er bringt auf den Punkt, dass in Hamburg ein regelkonformes Fahrradfahren an viel zu vielen Stellen absolut unmöglich ist.

Der Kontext zeigt, dass hier auf gar keinen Fall von einer „Aufforderung zum Regelbruch“ die Rede sein kann. Es handelt sich vielmehr um den dringenden Appell an die zuständigen Behörden, endlich mehr Gleichberechtigung im Straßenverkehr zu schaffen. Das würde auch die eigene Glaubwürdigkeit erhöhen.

Hamburgs Verkehrspolitik wird immer noch in starkem Maße für Autofahrer*innen gemacht. Dass es gerade in den innerstädtischen Bereichen auch zahlreiche Verbesserungen für Fußgänger*innen und Radfahrende gibt, begrüßen wir ausdrücklich! Aber von einer Gleichberechtigung des Fahrrads als Verkehrsmittel kann nach wie vor nicht die Rede sein. Und genau das streben wir als Fahrradclub an. Im Sinne von mehr Klimaschutz und weniger Verletzten und Toten auf der Straße.


https://hamburg.adfc.de/artikel/klarstellung

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