Bahnunterführung Sander Damm

Statt bisher vier hat der motorisierte Verkehr unter der Eisenbahnbrücke jetzt nur noch zwei Fahrstreifen zur Verfügung. Für Radfahrer*innen und Fußgänger*innen hat sich die Situation dadurch spürbar verbessert. © Reinhold Reumann

Mühsam mahlen die Mühlen

Schon kurz nach der Gründung der ADFC-Bezirksgruppe Bergedorf im Jahr 2012 identifizierte diese an der Eisenbahnbrücke im Verlauf des Oberen Landwegs ein erhebliches Problem für den Radverkehr.

Es folgten jahrelange und schließlich erfolgreiche Diskussionen der Bezirksgruppe mit der Bezirkspolitik und der Verkehrsbehörde. Vier Jahre später, im Bergedorfer Radverkehrskonzept von 2016, wurde dann ein deutlicher Handlungsbedarf für den Radverkehr am Oberen Landweg festgeschrieben. Ebenfalls 2016 wurde der dringend notwendige Umbau im Bündnis für Radverkehr explizit erwähnt, um dann 2017 von der Bezirksversammlung beschlossen zu werden. Planungen wurden erarbeitet und verworfen, beziehungsweise wegen der Planung von Oberbillwerder zurückgestellt. Im September 2020 war dann Anjes Tjarks, Senator für Verkehr und Mobilitätswende, vor Ort und unternahm mit dem damaligen Bezirksamtsleiter Arne Dornquast eine Radtour, um wichtige Projekte der Mobilitätswende in Bergedorf zu besichtigen. Unter anderem stellten die beiden damals die Pläne für den Ausbau der Veloroute 9 auf der Kurt-A.-Körber-Chaussee, die Trasse des Radschnellwegs in Bergedorf sowie die Umbaupläne für den Kreuzungsbereich Sander Damm/Weidenbaumsweg vor.

Und so sieht es heute aus

Was ist seit dieser Besichtigungsfahrt geschehen? Beginnen wir mit einer Bestandsaufnahme. Der Ausbau der Kurt-A.-Körber-Chaussee ist inzwischen abgeschlossen. Auf dem daran anschließenden Oberen Landweg verläuft die Veloroute 9 auf etwa 300 Metern bis zur Eisenbahnbrücke. Auf der Richtung Norden führenden Seite hat der Radverkehr einen baulichen Radweg zur Verfügung. Auf der gegenüber liegenden Seite ist auf dem ersten Abschnitt zwischen Kurt-A.-Körber-Chaussee und Ladenbeker Furtweg ein Zweirichtungsradweg eingerichtet. Zwischen Ladenbeker Furtweg und der Eisenbahnbrücke besteht dann ein benutzungspflichtiger baulicher Radweg, der trotz seiner geringen Breite auch für das Radfahren in Gegenrichtung zugelassen ist.

Doch dann gehen die Probleme erst so richtig los. Unter der Eisenbahnbrücke verläuft eine vierspurige Fahrbahn. Für Fußgänger und Radfahrende gibt es auf der Westseite der Unterführung einen 1,30 Meter breiten gemeinsamen Geh- und Radweg, auf der Ostseite einen 2,50 Meter breiten Geh- und Radweg. Besonders der schmale Weg auf der Westseite ist für alle eine Herausforderung, da Begegnungen dort schwierig und teils unmöglich sind, vor allem für Lastenräder oder wenn ein Kinderwagen oder ein Rollator im Spiel sind. Hinzu kommt, dass nicht wenige Radfahrende diesen Weg auch ordnungswidrig in Gegenrichtung befahren, um nicht umständlich die Straße queren zu müssen. Wir stellen also fest: Drei Jahre nach der großen Ankündigung hat sich so gut wie nichts getan.

Aber jetzt geht’s los

Mit dem Anfang September 2023 begonnenen Umbau wird bis voraussichtlich April 2024 der Straßenraum in diesem Bereich komplett neu aufgeteilt. Um genügend Platz für ausreichend dimensionierte Rad- und Gehwege zu schaffen, wird die Anzahl der Fahrspuren unter der engen Eisenbahnbrücke für den motorisierten Verkehr von vier auf zwei reduziert. Dadurch ist es möglich, den auf der Westseite des Nettelnburger Landwegs von Süden kommenden Zweirichtungsradweg unter der Eisenbahnbrücke hindurch bis zur Kurt-A.-Körber-Chaussee zu verlängern. Dies entspricht der auch heute schon von vielen Radfahrenden genutzten Fahrbeziehung. Insbesondere für Schüler*innen aus Neuallermöhe auf dem Weg zur Stadteilschule Bergedorf ergibt sich durch den neuen Zweirichtungsradweg eine erhebliche Verbesserung für ihren Schulweg.

Auf der Ostseite des Oberen Landwegs wird ein baulicher Radweg nach Kopenhagener Bauart hergestellt, der von der Fahrbahn mit einem hohen Kantstein und zum Fußweg mit einem weiteren, niedrigen Kantstein abgegrenzt ist . An der Einmündung des Ladenbeker Furtwegs ist für Radfahrende, die dort den Oberen Landweg queren wollen, eine Aufstellfläche für Linksabbieger vorgesehen. Durch den Umbau entsteht hier auch der erste, wenn auch kurze, Abschnitt des Radschnellwegs von Hamburg nach Geesthacht, ja, wahrscheinlich sogar der erste Teil eines Radschnellwegs in Hamburg überhaupt. Er muss allerdings an der Eisenbahnbrücke sowohl den Oberen Landweg über- als auch die Bahngleise unterqueren. Im Zuge des Umbaus wird daher für den Radschnellweg unter der Eisenbahnbrücke auf der Ostseite ebenfalls ein Zweirichtungsradweg gebaut. Die Überquerung des Oberen Landwegs erfolgt dann mit Hilfe einer Ampel. Diese soll außerhalb der Hauptverkehrszeit standardmäßig Grün für Fußgänger*innen und Radfahrende zeigen. Kraftfahrzeuge müssen das Grün dann per Sensor anfordern.

Fazit

Die Bauarbeiten finden aktuell auf der Ostseite der Straße statt. Geplant war, die Nebenflächen bis Ende Oktober 2023 fertig zu stellen. Das wird sich mit Sicherheit noch ein wenig verzögern, aber ein sehr großer Teil der Geh- und Radwege ist bereits fertig, auch die Betonplatte, auf der zukünftig die Busse halten sollen. Anschließend sind die Geh- und Radwege auf der anderen Straßenseite dran. Wenn diese fertig sind – geplant ist das Jahresende 2023 – sollen auch noch die Fahrbahnen für den Kfz-Verkehr angepasst werden. Es bleibt festzuhalten, dass dieses Bauprojekt zwar lange gedauert hat, aber jetzt endlich kurz vor der Fertigstellung steht. Radfahrende in Bergedorf können sich ab Frühjahr 2024 auf eine deutliche Verbesserung freuen – ein toller Erfolg der Bezirksgruppe Bergedorf!

Reinhold Reumann

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