Buchausschnitt

Modern Cyclists © Favoriten-Presse

Modern Cyclists

Buchrezension

Über sich selbst lachen zu können, ist eine Kunst. So eröffnet Jakob Hinrichs sein Werk selbstironisch mit einer Beschreibung des „Zeichners“, also eines Typus', der auf ihn selbst zutrifft: mit philosophischen Gedanken durch die Stadt radelnd und verschwitzt und mit einigen bedrohlichen Verkehrssituationen im Gepäck allmorgendlich am Arbeitsplatz eintreffend.

Klischees humorvoll auf den Punkt gebracht 

Ebenso humorvoll beschreibt Hinrichs 54 weitere Klischee-Radelnde: vom „Falter“, der die Kombination aus Fahrrad- und Bahnfahren liebt und beim Einstieg in eine überfüllte Bahn gerne mit einem Anflug von Selbstgefälligkeit sein Können beim Zusammenklappen seines Brompton-Modells zeigt, über die „Rent-a-bikes“, die in Schlangenlinien abwechselnd ihren Smartphonebildschirm und die Sehenswürdigkeiten auf der Route, weniger aber die anderen Verkehrsteilnehmer*innen im Blick haben, bis zum „Allwettermenschen“, der aus der breiten Masse des Radverkehrs erst hervorsticht, wenn das Wetter gegen Jahresende immer schlechter wird und er den widrigen Konditionen mit unüberwindlich scheinender Garderobe trotzt.

Bei 55 verschiedenen Rad-Stereotypen wird es an mancher Stelle automatisch etwas konstruierter, wenn beispielsweise die „Abgefederten“ oder die „Traveller“ aufs Korn genommen werden, bloß weil sie einer Federung am Fahrrad nicht abgeneigt sind oder eine vielleicht etwas spezielle Sicht auf ihr globales Reiseverhalten haben – was mit ihren Fahrradvorlieben nur indirekt zu tun hat.

Positiv hervorzuheben ist die selbstverständliche Zweisprachigkeit des Buches auf Deutsch und Englisch. Dies eröffnet einer breiteren Leserschaft Zugang und erscheint für Literatur dieser kurzweiligen Art absolut passend. Man wünscht sich, dass in Zeiten vermehrt multinationaler Gesellschaften vielleicht bald mehr Autor*innen und Verlage auf diese Idee kommen.

Ein schönes Geschenk

Insgesamt ist das Buch wahrscheinlich am besten als kleines Geschenk für Radfahrer*innen aller Art mit Sinn für Humor geeignet. So konnte auch der Autor dieser Rezension nach mehrmaligem Durchatmen darüber hinwegsehen, dass der „Kinder-Cargo“ auf etwas lauffaule Zöglinge und den Transport der Brut zum Klarinetten-Unterricht reduziert wird – im Kern trifft es doch den Eindruck, den man haben muss, wenn man sich Hamburgs steilste Gebirgsstraße, die Thadenstraße, in mäßiger Schrittgeschwindigkeit hochkämpft und sich selbst fragt, warum man nicht einfach der Typ 56 ist: ein*e ganz normale*r Fahrradfahrer*in.

Alexander Ballas

Jakob Hinrichs: Modern Cyclists. Erscheinungsformen einer innigen Beziehung.

Favoriten-Presse, 18,- €

ISBN 978-39- 684909-22

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https://hamburg.adfc.de/artikel/modern-cyclists

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