Die Krausestraße braucht Radfahrstreifen
Die Krausestraße verbindet Barmbek Nord mit Wandsbek. Sie kreuzt unter anderem Bramfelder Straße, Alter Teichweg und Denhaide. Bei den wenigen Radverkehrsanlagen gibt es keine Benutzungspflicht - Radfahrende fahren also auf der Fahrbahn.
Was ist das Problem?
Etwa 20.000 Autos sind täglich auf dieser Straße unterwegs, darunter sind ca. 4 % Schwerlastverkehr. Die Fahrbahn ist durchgehend 9,5 m bis 10 m breit. Die Autos fahren auf je einer fünf Meter breiten Fahrspur meist in Zweierreihe nebeneinander (sogenannte unechte Zweistreifigkeit). Auf beiden Seiten parken Autos neben der Fahrbahn.
In den Augen vieler Radfahrender ist unbedingt etwas für den Radverkehr in der Straße zu tun. Denn angenehm ist es meist nicht, hier auf der Fahrbahn zu fahren. Ein hoher Anteil Radfahrende fährt daher unerlaubterweise auf dem Gehweg, was Konflikte und Gefahren für Fußgänger*innen erhöht. Unser Video zeigt die Situation auf der Fahrbahn:
Video: Die Krausestraße in Hamburg braucht Radfahrstreifen
Es geht auch anders: Vorbild Alsterkrugchaussee
In der Alsterkrugchaussee wurde eine unechte Zweistreifigkeit Anfang 2014 mit Hilfe eines Radfahrstreifens zu Einspurigkeit ummarkiert. Ziel war neben der Förderung des Radverkehrs auch das Reduzieren von Unfällen zwischen den zu eng fahrenden Kfz.
Eine vergleichbare Lösung fordert der ADFC für die Krausestraße. Nicht nur die Radfahrenden profitierten von Radfahrstreifen auf der Fahrbahn. Für Fußgänger*innen entfielen mit ihnen die Konflikte mit den Radfahrenden, die derzeit noch aus Angst vor der Fahrbahn unerlaubterweise die Gehwege mitbenutzen. Selbst für Autofahrer wäre die Neuaufteilung des Straßenraums ein Gewinn, da das enge Nebeneinanderfahren der Autos bisher recht stressbelastet ist – das entfiele zukünftig komplett.
Seit 2013 prüft die Behörde für Bauen, Wirtschaft, Verkehr und Innovation, wie eine geeignete Lösung für die Krausestraße aussehen könnte. Es gab dazu öffentliche Diskussionsveranstaltungen und im Mai 2014 demonstrierten u. a. ADFC und Stadtteilrat Dulsberg mit einer Fahrraddemo für eine Radfahrstreifenlösung.
Fahrradfreundlicher Umbau lässt noch viele Jahre auf sich warten!
(Stand: 03.07.19) Die Sanierungsarbeiten der maroden Krausestraße, einer wichtigen Querverbindung von Dulsberg nach Barmbek, verzögern sich weiter. Bereits im Sommer 2016 hatte die Stadt die Umbaupläne nach längeren Vorarbeiten eingetütet und erstverschickt. Hamburgs Radfahrende durften hoffen, spätestens im Jahr 2019 auf den in der Krausestraße geplanten Radfahrstreifen unterwegs sein zu können. Bisher müssen sie auf der unecht zweistreifigen Fahrbahn bei Tempo 50 im Mischverkehr fahren – angesichts des starken Kfz-Verkehrsaufkommens mit oft mulmigem Gefühl. Viele nutzen daher verbotenerweise die schmalen, oft nicht einmal 1,50 Meter breiten und von parkenden Autos weiter eingeengten Gehwege der Krausestraße auch mit dem Rad.
Inwzischen ist 2019, aber statt sich über den fahrradfreundlichen Umbau der Krausestraße zu freuen, werden sich Radfahrende auf eine längere Durststrecke einstellen müssen. Ende April gab es im zuständigen Regionalausschuss der Bezirksversammlung Hamburg-Nord einen Sachstandsbericht zu der geplanten Sanierungsmaßnahme. Die Ergebnisse:
- Um die Parkplätze entlang der Fahrbahn im öffentlichen Raum erhalten zu können, die wegen breiter gewordener Autos nun breiter geplant werden müssten, wird in der Krausestraße um Zukäufe von privaten Grundstücksstreifen verhandelt. Diese Verhandlungen ziehen sich länger hin, als gehofft und sind nicht überall erfolgreich.
- Durch Grundstückskäufe belaufen sich die Kosten auf über sechs Millionen Euro, eine Summe, die als Einzelposten im Haushalt des Senats beschlossen werden muss. Für den Haushalt 2019/20 erachtete aber der Senat andere Sanierungsmaßnahmen als wichtiger, die Krausestraße muss noch warten.
- Hamburgs Baustellenkoordinator – ein Zugeständnis an staugeplagte Autofahrende – hat als nächstes mögliches »Baufenster« für die Krausestraße die Jahre 2024/25 genannt. Das heißt konkret: Radfahrende und Fußgänger*innen werden mindestens weitere fünf Jahre mit den für sie schlechten, gefährlichen Verkehrsbedingungen leben müssen.
Die Idee, als Zwischenlösung und Sofortmaßnahme einfach Radfahrstreifen zu markieren, lehnt die Stadt ab. Da die Fahrbahnbreite von Bordstein zu Bordstein nicht verändert werden soll, würde eine solche Idee zwar naheliegen, allerdings seien die Fahrbahnränder so marode, dass ein Radfahrstreifen auf dem bestehenden Untergrund nicht in Frage komme. Dass Radfahrende dort aber bis zum Umbau noch jahrelang fahren werden müssen – ohne Streifen und immer hoffend, dass Autofahrende sie auch mit ausreichendem Abstand überholen –, nimmt die Stadt in Kauf.
Andrea Kupke, Ulf Dietze
Baubeginn für Frühjahr 2021 angekündigt!
(Stand: 13.10.19) Der Umbau der Krausestraße soll nun doch bereits im Frühjahr 2021 beginnen. Das geht aus der Antwort auf eine Schriftliche Kleine Anfrage hervor, die der verkehrspolitische Sprecher der Grünen Bürgerschaftsfraktion, Martin Bill, gestellt hat. Der Senat schreibt dazu: »Der 1. Abschnitt zwischen Drosselstraße und Osterbekkanal soll ab Frühjahr des Jahres 2021 hergestellt werden. Die Koordinierung für die weiteren Bauabschnitte folgt.«
Der für Radfahrende heute kritischste Bereich ohne Radverkehrsanlagen – im Mischverkehr bei Tempo 50 und unechter Zweistreifigkeit – erstreckt sich allerdings südlich des ersten Bauabschnitts bis S-Friedrichsberg. Sollten die weiteren Bauabschnitte nicht unmittelbar folgen, schlägt der ADFC deshalb vor, die übrige Strecke sofort mit einem provisorischen Radfahrstreifen zu markieren. Damit könnte die besonders gefahrenträchtige unechte Zweistreifigkeit aufgehoben werden, um das Radfahren auf der Fahrbahn sofort sicherer zu gestalten. Dadurch würde sich auch das Radfahren auf dem Gehweg reduzieren.
Insgesamt wird mit dem Umbau der Krausestraße eine Verbesserung der Situation für den Radverkehr und den Fußverkehr angestrebt. Wobei gleichzeitig die Kapazität der Straße für den Autoverkehr erhalten werden soll. Die Verzögerung habe am aufwendigen Grundstücksankauf und an der Koordination mit anderen Straßenbaustellen in der Umgebung gelegen, schreibt der Senat.