Autoverkehr behindert Radverkehr auf der Fahrradstraße

Autofahrer*innen nutzen die Von-Essen-Straße regelwidrig als Durchgangsstraße und blockieren Radfahrende in der Fahrradstraße. © adfc hh/Cajus Pruin

Veloroute 6: Störungen an der Von-Essen-Straße

 

Der Weg hin zu einer leistungsstarken Fahrradverkehrsinfrastruktur steht im Zentrum des Engagements lokaler ADFC-Gruppen. Das folgende Beispiel zeigt, wie kleinteilig und herausfordernd die Erschließung von Fahrradverkehrsflächen im Detail sein kann.

 

[24.04.2018] 

 

Video: Video von-Essen-Straße

(Video in neuem Fenster ansehen)

Die Veloroute 6 wird in Barmbek-Süd bereits sehr gut angenommen und ist mit der Fahrradstraße am Eilbekkanal eine hervorragende Verbindung abseits der belasteten Hauptverkehrsstraßen. Konkret geht es um die Von-Essen-Straße, einen kurzen Abschnitt der Veloroute 6 in diesem Stadtteil. Der Abschnitt wird im Verlauf der Fahrradstraße stadteinwärts durch eine scharfe Linkskurve befahren und schon nach rund 25 Metern durch eine scharfe Rechtskurve auf die Uferstraße Richtung Alster wieder verlassen. Geradeaus führt die Von-Essen-Straße über den EiIbekkanal Richtung südliches Wandsbek und in die entgegengesetzte Richtung zur Dehnhaide. Der Velorouten-Abschnitt der Von-Essen-Straße ist für den Autoverkehr nur für Anlieger durch eine entsprechende Beschilderung freigegeben.

Das Problem: Zu Spitzenzeiten wird die Beschilderung »Anlieger frei« von rund 300 AutofahrerInnen pro Stunde ignoriert, indem sie den kurzen Abschnitt durchfahren. Wer die Strecke regelmäßig mit dem Fahrrad nutzt, kennt, was häufig folgt: Man nimmt die erste Kurve, um dann hinter einem Auto zu warten, dessen Fahrer*in den Gegenverkehr auf der Veloroute passieren lassen muss. Dann ist die Sache glimpflich abgelaufen. Die ruppigere Variante ist, wenn einem schon vor der ersten Kurve die Vorfahrt genommen und man ausgebremst wird.

Es entstehen folglich Gefahrensituationen und der Fahrkomfort ist stark eingeschränkt. Somit deckt sich der aktuelle Zustand nicht mit den Zielen, die im Grundsatzpapier »Velorouten in Hamburg –  Grundlagen und Leitlinien« der Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation stehen: Fahrkomfort und Sicherheit von Velorouten werden in diesem Dokument mehrfach betont.

Das Thema ist im Bezirk bekannt. Deshalb wurden Vertreter des zuständigen Polizeikommissariats und des ADFC in Hamburg-Nord Anfang des Jahres im Regionalausschuss angehört. In dem Rahmen hat der ADFC drei konkrete Verbesserungsvorschläge für die Von-Essen-Straße vorgetragen: 

  • Eine gegenläufige Einbahnstraßenregelung, was eine Linderung bewirken könnte 
  • Eine Diagonalsperre etwa in der Mitte der Straße Richtung Dehnhaide, was eine wirksame aber bautechnisch aufwendige Variante wäre 
  • Die einseitige Sperrung der Straße in Höhe des Eilbekkanals, was eine bautechnisch einfache aber ebenso wirksame Lösung darstellt 

Neben dem ADFC haben sich auch die Fraktionen des zuständigen Regionalausschusses sowie der örtliche Stadtteilrat mehrfach für die Verbesserung der Situation für den Fahrradverkehr durch eine wirksame Reduktion des Autoverkehrs ausgesprochen. Das Thema wird in diesem Ausschuss wegen diverser Beschwerden seit Jahren behandelt. Bereits 2014 wurden Schilder aufgestellt, die das Verbot der Durchfahrt unterstützen sollten. Da dies keine Wirkung zeigte, sind nun weitergehende Maßnahmen angebracht.

Insofern wird sich der ADFC weiterhin für die Verbesserung der Situation einsetzen, denn ein Abstellen solcher Widrigkeiten birgt große Chancen: Radfahrende fühlen sich sicherer, wenn sie sich darauf verlassen können, den Autofahrer*innen nicht ins Gehege zu kommen. Im Zuge der Radverkehrsförderung ist dies ein ganz entscheidender Hebel, um mehr Menschen für das Fahrradfahren zu begeistern.

Verkehrszählung

[Update, 28.05.2018] Durchgangsverkehr Von-Essen-Straße

Der ADFC hat eine Verkehrszählung vorgenommen. Hierfür wurde am 19.04.2018 zwischen 7:30 und 9:10 Uhr eine Filmaufnahme gemacht und anschließend ausgewertet.

Das Ergebnis: Die vorherrschende Verkehrsart in diesem Zeitraum ist zweifelsfrei der Radverkehr (siehe Grafiken). Gleichwohl sind die Störungen, die von verhältnismäßig wenigen Kraftfahrzeugfahrer*innen verursacht werden, beträchtlich (siehe das an einem anderen Tag aufgenommene Video auf dieser Seite). Die allermeisten Kraftfahrzeugfahrer*innen befahren den Fahrradstraßenabschnitt der Von-Essen-Straße ohne Zwischenstopp. Mit anderen Worten: Der Kraftfahrzeugverkehr der Fahrradstraße findet nahezu vollständig ohne Kontaktaufnahme zu Anliegern und somit regelwidrig statt.

Screenshot aus dem Geoportal: Planungsnetz Velorouten
Screenshot aus dem Geoportal: Planungsnetz Velorouten © FHH/Geoporal

Was sind Velorouten?

Ein Radverkehrsnetz sollte »hierarchisch« aufgebaut sein. Es gibt dann bezirksübergreifende Velorouten, ergänzende Velorouten innerhalb des Bezirks, das normale Straßennetz und das sog. Nachbarschaftsnetz. Insgesamt ist das Ziel, sichere Radverkehrsverbindungen für jeden anzubieten. Das schafft der Verkehrsteilnehmer*in – egal ob jung oder alt – eine wirkliche Wahl: Nehme ich jetzt das Fahrrad oder doch das Auto, nehme ich den Bus oder gehe ich zu Fuß? Heute setzen sich viele auch deshalb ins Auto, weil sie für sich keine Alternative sehen. Letztlich ist die Erhöhung des Radverkehrsanteils das Ziel. Denn das reduziert die Luftverschmutzung und die Lärmemissionen, erhöht die Verkehrssicherheit, reduziert Parkplatzbedarf – und sorgt dann auch für jenen Platz, den der notwendige Anteil des Autoverkehrs benötigt.

Velorouten setzen sich meist aus ganz »normalen« Straßen zusammen: Tempo-30-Abschnitte, ein Weg durch einen Park, eine am Ende offene Sackgasse, eine in beiden Richtungen befahrbare Einbahnstraße, eine Fahrradstraße usw. In Verbindung mit radfahrgerechter Kreuzungsgestaltung entsteht eine längere attraktive und sichere Verbindung, die eine zügige Reisegeschwindigkeit erlaubt.

Die Behörde für Verkehr und Mobilitätswende (BVM) hat ein Netz von Velorouten festgelegt. Die Infrastruktur auf diesen Strecken wird nun überplant und umgebaut – der heutige Zustand einer Strecke entspricht also noch nicht überall dem der fertigen Veloroute. Das Netz umfasst 12 vom Rathausmarkt in die Bezirke verlaufende Velorouten sowie zwei »Ringrouten« nördlich der Elbe. Im Anschluss an den Ausbau wird die Wegweisung angebracht.

Das geplante Routennetz zeigt die Behörde im Geoportal - es entspricht dort im Detail nicht immer der aktuell geplanten Routenführung.

ADFC-Position Velorouten

Verwandte Themen

Ein Radweg wird vor der Kreuzung zu einem Radfahrstreifen. Die Fahrbahnampel zeigt grün.

Welche Ampel gilt für den Radverkehr

Nach welchem Ampelsignal muss sich eine Radfahrer*in richten? Dabei gibt es einiges zu beachten.

Steendiek, eine Strasse in Hamburg-Finkenwerder

Verpasste Chance

Finkenwerder. Hier ein paar Fahrradbügel, dort eine Taktverdichtung – all dies bewirkt noch keine Mobilitätswende. Dafür…

Radschnellwegstandard

Fast ein Radschnellweg: Neuer Abschnitt der Veloroute 5 beim Pergolenviertel

Von der Sengelmannstraße im Norden bis zum Stadtpark im Süden gibt es eine neue und gut ausgebaute, etwa 1,3 km lange…

Außenansicht

Fahrradparkhaus Kellinghusenstraße eröffnet

Am U-Bahnhof Kellinghusenstraße steht seit Mai ein modernes, doppelgeschössiges Fahrradparkhaus für Pendler. Der ADFC…

Fahrradampel mit Linkspfeil zeigt grün

Habichtstraße: Ampelschaltung für indirektes Linksabbiegen von Radfahrenden

Ungewöhnlich ist hier eine Fahrradampel mit Dauergrün. Ebenfalls gut gelöst: Es gibt getrennte Ampeln für Rad-geradeaus…

Zu schmaler Radfahrstreifen auf der Wagnerstraße

Neues aus den Bezirken: HH-Nord

Nicht erst seit der Bürgerschaftswahl im letzten Jahr ist die Verkehrssituation auf Hamburgs Straßen und Radwegen in…

neuer Kreisverkehrsplatz von einem erhöhten Standpunkt aus aufgenommen

Kreisverkehr Alfred-Mahlau-Weg/Gründgensstraße

Im Zuge des Programms zur Busoptimierung wurde die gesamte Gründgensstraße neu gestaltet. Dabei wurden unter anderem…

zwei Mädchen mit Schultaschen auf Fahrrädern

Dürfen Erstklässler*innen mit dem Fahrrad zur Schule fahren?

In einer Broschüre der Stadt heißt es: »Mit dem Rad sollten Erstklässler unter keinen Umständen in die Schule fahren.«…

Radfahrer wird mit weniger als 1,5 überholt

Wie sicher fühlst du dich auf dem Fahrrad?

Sicherheit ist nicht immer ein harter Fakt, sondern häufig ein Gefühl. Aus diesem Grund haben wir Radfahrer*innen in…

https://hamburg.adfc.de/artikel/veloroute-6-stoerungen-an-der-von-essen-strasse-1

Häufige Fragen von Alltagsfahrer*innen

  • Was macht der ADFC?

    Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club e.V. (ADFC) ist mit bundesweit mehr als 190.000 Mitgliedern, die größte Interessenvertretung der Radfahrerinnen und Radfahrer in Deutschland und weltweit. Politisch engagiert sich der ADFC auf regionaler, nationaler und internationaler Ebene für die konsequente Förderung des Radverkehrs. Er berät in allen Fragen rund ums Fahrrad: Recht, Technik, Tourismus.

    weiterlesen

  • Wie erreiche ich den ADFC Hamburg?

    Geschäftsstelle des ADFC Landesverband Hamburg e.V.
    Koppel 34-36
    20099 Hamburg

    Telefon: +49 40 39 39 33
    E-Mail: kontakt [at] hamburg.adfc.de

     

    Erreichbarkeit
    Die Geschäftsstelle ist an Werktagen grundsätzlich telefonisch erreichbar. Anrufe können jedoch nicht immer persönlich entgegen genommen werden. Nachrichten auf dem Anrufbeantworter sind sehr willkommen und werden (werk)täglich abgehört und beantwortet.
    Bitte nutzen Sie auch unsere E-Mail-Adresse.

    Persönliche Termine sind nach Absprache möglich.

    weiterlesen

  • Wie kann ich den Newsletter abonnieren?

    Der kostenlose Newsletter des ADFC Hamburg informiert ein bis drei Mal im Monat über Neuigkeiten zum Radfahren in Hamburg und über die Arbeit des ADFC.

    Hier geht's zur Anmeldung
    Du kannst dich jederzeit über einen Link im Newsletter wieder davon abmelden.

  • Wo kläre ich meine Fragen zur Mitgliedschaft?

    Für Änderungen zur Mitgliedschaft stellen wir verschiedene Formulare bereit, mit denen du z.B. eine neue Anschrift ganz einfach mitteilen kannst. Du benötigest lediglich deine Mitgliedsnummer.

    Mitglied werden kannst du hier.

    Bei Fragen zur Mitgliedschaft hilft dir unser zentraler Mitgliederservice in Bremen gerne weiter: +49 421 34 62 923.

    Eine Übersicht zu unseren Mitgliedervorteilen findest du hier.

  • Was muss ich beachten, um mein Fahrrad verkehrssicher zu machen?

    Wie ein Fahrrad verkehrstauglich auszustatten ist, legt die Straßenverkehrszulassungsordnung (StVZO) fest. Vorgesehen sind darin zwei voneinander unabhängige Bremsen, die einen sicheren Halt ermöglichen. Für Aufmerksamkeit sorgen Radler*innen mit einer helltönenden Klingel, während zwei rutschfeste und festverschraubte Pedale nicht nur für den richtigen Antrieb sorgen. Je zwei nach vorn und hinten wirkende, gelbe Rückstrahler an den Pedalen stellen nämlich darüber hinaus sicher, dass Sie auch bei eintretender Dämmerung gut gesehen werden können. Ein rotes Rücklicht erhöht zusätzlich die Sichtbarkeit nach hinten und ein weißer Frontscheinwerfer trägt dazu bei, dass Radfahrende die vor sich liegende Strecke gut erkennen. Reflektoren oder wahlweise Reflektorstreifen an den Speichen sind ebenfalls vorgeschrieben. Hinzu kommen ein weißer Reflektor vorne und ein roter Großrückstrahler hinten, die laut StVZO zwingend vorgeschrieben sind.

    weiterlesen

Bleiben Sie in Kontakt