Linienbus überholt Fahrrad auf Radfahrstreifen

Ein Bus der Linie 4 überholt einen Radfahrer auf der Pop-Up-Bikelane Beim Schlump. © Hauke Hell

Busfahrer zu Pop-Up-Bikelane am Schlump

Sebastian M. (Name geändert) fährt Bus für die Hochbahn. Dem ADFC-Magazin RadCity berichtet er in einem Interview über seine Erfahrungen mit dem neuen Pop-up-Radweg Beim Schlump - mit überraschenden Einsichten.

RadCity: Hallo Sebastian, du bist als Busfahrer bei der Hamburger Hochbahn unter anderem auf der Linie 4 unterwegs. Wie findest du den Pop-up-Radweg an der Straße "Beim Schlump"?

Sebastian: Erst mal möchte ich mich ganz herzlich für euren Einsatz für den Pop-Up-Radweg in der Straße "Beim Schlump" bedanken. Ich fahre dort hin und wieder auf der Linie 4. Bevor der Pop-Up-Radweg errichtet wurde, haben Richtung Schlump im rechten Fahrstreifen immer Autos geparkt.

Wenn dann ein Fahrrad vor meinem Linienbus gefahren ist, konnte ich nicht überholen, weil ich den Mindestabstand zum Überholen nicht einhalten und den Gegenverkehr durch eine Kurve nicht einsehen konnte. Durch den Pop-Up-Radweg parken dort keine Autos mehr und es gibt aus meiner Sicht viel weniger Konfliktpotenzial. Durch den gewonnen Platz kommen Fahrradfahrer und Linienbusse entspannter und sicherer voran.

Radcity: Du fährst auf verschiedenen Linien und kennst dadurch Hamburg wahrscheinlich recht gut. Wo würdest du dir noch solche „spontanen“ Radwege wünschen?

Sebastian M.: Ja, ich fahre 25 verschiedene Hochbahn-Buslinien, hauptsächlich im Bereich der Innenstadt und in Hamburgs Westen.

Da, wo heute Autos auf der Fahrbahn parken, wünsche ich mir Pop-Up-Radwege, zum Beispiel in der Max-Brauer-Allee. Ich weiß, dass dort seit vielen Jahren Umbaumaßnahmen geplant sind, die allerdings nicht vorankommen. Es wäre gut, wenn von Altona kommend Richtung Holstenstraße die Fahrbahnparker verschwinden und der gewonnene Platz für einen Pop-Up-Radweg genutzt wird.

In der Elbchaussee gibt es in Richtung Teufelsbrück auch einige enge Stellen durch Fahrbahnparker. Besonders gefährlich ist ein Abschnitt zwischen Hohenzollernring und Liebermannstraße. Im weiteren Verlauf der Elbchaussee drängen in der Mitte der Fahrbahn Verkehrsinseln den motorisierten Verkehr nach rechts, und gefährden hier Fahrradfahrer*innen. Ein Pop-Up-Radweg würde hier für viel mehr Sicherheit sorgen.

In Richtung U-Bahn Osterstraße zwischen den Kreuzungen Eppendorfer Weg / Osterstraße und Schulweg / Osterstraße parken ebenfalls Autos auf der Fahrbahn und zwingen mich mit meinem Linienbus über eine durchgezogene Linie in den Gegenverkehr. Wenige Meter später werden Radfahrende hinter parkenden Autos eh auf einen Schutzstreifen auf der Fahrbahn geführt. (Schutzstreifen=Fahrradweg?)[Würde ich weglassen]

Radcity: Wie wichtig findest du es, dass solche Radfahrspuren abgesichert (z.B. durch Poller, Blumenkästen etc.) sind, also als geschützte Radwege eingerichtet sind?

Sebastian M.: Ich finde es wichtig, dass Radfahrspuren breit und übersichtlich genug sind. Es sollte für die Radfahrenden und für die motorisierten Verkehrsteilnehmer möglich sein, die vorgeschriebenen Mindestabstände einzuhalten.

Poller und Blumenkästen sehe ich eher kritisch, weil hier eine künstliche Unfallgefahr für alle Verkehrsteilnehmer*innen hergestellt wird. Ich selbst bin bei Dunkelheit wegen eines Pollers einmal schwer von meinem Fahrrad gestürzt und erst im Rettungswagen wieder wach geworden.

Für mich ist es auch enorm wichtig, dass Rettungsfahrzeuge immer gut durchkommen. Künstliche Blockaden würden ja auch dafür sorgen, dass keiner ausweichen kann und Rettungsfahrzeuge noch mehr Schwierigkeiten haben, ihre Einsatzstelle anzufahren.

Radcity: Du fährst ja bestimmt nicht nur Bus. Wie findest du breite Radspuren als Radfahrer?

Sebastian: Als Radfahrer fühle ich mich auf Pop-Up-Radwegen wegen der Breite sicherer und entspannter. Es hat für mich die Vorteile, dass ich nicht in der für Radfahrende gefährlichen „Dooringzone“ fahren muss und der fließende motorisierte Verkehr trotzdem ausreichend Abstand einhalten kann und mich nicht als Verkehrshindernis versteht. Zudem bin ich als Fahrradfahrer für den motorisierten Verkehr sichtbarer und hoffe, dass dadurch weniger Radfahrende von motorisierten Verkehrsteilnehmer*innen beim Abbiegen übersehen werden.

Radcity: Hast du noch eine Botschaft an den Senat und / oder deinen Arbeitgeber?

Sebastian: Ich bin als Busfahrer und als Radfahrer sehr glücklich über die Pop-Up-Fahrradstreifen und hoffe, dass diese bleiben.

Ich wünsche mir vom Hamburger Senat und meinem Arbeitgeber mehr Engagement dafür, dass umweltfreundliche Verkehrsmittel und -teilnehmer*innen wie Fußgänger*innen, Fahrräder und Linienbusse zügig, zuverlässig und vor allem sicher vorankommen. Radfahrer*innen brauchen mehr sichere Fahrradwege. Der Linienbusverkehr braucht freie Linienwege ohne Falschparker*innen, Hindernisse und andere Gefahrenstellen, um zügig und zuverlässig ans Ziel zu kommen.

Radcity: Danke Sebastian M. fürs Interview.

Ein Auszug aus diesem Interview ist in RadCity 5/2020 erschienen.

Verwandte Themen

Radfahrer auf schmalem Radweg an der Hoheluftchaussee

Hoheluftchaussee: Fahrradclub fordert Pop-up- statt Handtuch-Radweg!

In der Hoheluftchaussee (Eimsbüttel) saniert die Stadt den Radweg, verbreitert ihn aber nur um ein paar Zentimeter,…

Die Elbchaussee wird fahrradfreudlicher

Neues aus den Bezirken: Altona

Nicht erst seit der Bürgerschaftswahl im letzten Jahr ist die Verkehrssituation auf Hamburgs Straßen und Radwegen in…

Gertigstrasse in Hamburg

Umbau Gertigstraße

Mit der Fertigstellung der Arbeiten in der Gertigstraße wurde das Hamburger Veloroutennetz – in diesem Fall die…

Fahrraddemo für Tempo 30 auf der Heimfelder Straße

Tempo 30 für die Heimfelder Straße

Sicher, leise und sauber: Tempo 30 für die Heimfelder Straße! - unter diesem Motto rief die Bezirksgruppe Harburg am 10.…

verschneite Fahrräder

Winter Bike to Work

Jährlich werden die Menschen der nördlichen Erdhalbkugel beim internationalen “Winter Bike to Work Day” dazu aufgerufen…

Autoverkehr behindert Radverkehr auf der Fahrradstraße

Veloroute 6: Störungen an der Von-Essen-Straße

Der Weg hin zu einer leistungsstarken Fahrradverkehrsinfrastruktur steht im Zentrum des Engagements lokaler…

RennradfahrerInnen auf einer Asphaltfahrbahn in ländlicher Umgebung

Radschnellweg im Bezirk Wandsbek

Bestandsaufnahme zum Radschnellweg Ahrensburg – Hamburg. Er ist der einzige Radschnellweg, der zum Teil auf dem Gebiet…

Pop-up-Radweg_Reeperbahn

Für mehr Pop-Up-Radwege in Hamburg

Am Samstag, den 24.10., übergab der Fahrradclub die Liste mit 13.065 Unterschriften aus seiner Online-Petition…

T30 in Hamburg

Tempo 30 an sozialen Einrichtungen

Der ADFC Hamburg hat ein Online-Tool entwickelt, das dabei hilft, im Umfeld aller Kitas, Schulen, Senioreneinrichtungen…

https://hamburg.adfc.de/artikel/interview-busfahrer-zu-pop-up-bikelane-am-schlump

Häufige Fragen von Alltagsfahrer*innen

  • Was macht der ADFC?

    Der ADFC ist die größte Interessenvertretung für Radfahrende weltweit und hat mehr als 220.000 Mitglieder bundesweit, davon über 9.000 in Hamburg. Als Fahrradlobby setzen wir uns für die Verkehrswende mit dem Fahrrad im Mittelpunkt ein - und damit für mehr Klimaschutz, Sicherheit, Gesundheit und Lebensqualität.

    Der ADFC ist parteipolitisch neutral, aber parteilich, wenn es um die Interessen von Radfahrenden geht. Mit Kampagnen fördern wir den öffentlichen Diskurs und erzeugen politisch Druck. Auf Fachveranstaltungen und durch Lobbyarbeit informieren wir politische Entscheider*innen. Mit Projekten wie dem ADFC-Fahrradklima-Test schaffen wir öffentliche Aufmerksamkeit für dringend notwendige Verbesserungen der Radfahrbedingungen. Unsere Serviceangebote machen Radfahrenden das Leben leichter. Und im Freizeitbereich veranstalten wir Radtouren und fördern den Radtourismus.

    weiterlesen

  • Wie erreiche ich den ADFC Hamburg?

    Geschäftsstelle des ADFC Landesverband Hamburg e.V.
    Koppel 34-36
    20099 Hamburg

    Telefon: +49 40 39 39 33
    E-Mail: kontakt [at] hamburg.adfc.de

     

    Erreichbarkeit
    Die Geschäftsstelle ist an Werktagen grundsätzlich telefonisch erreichbar. Anrufe können jedoch nicht immer persönlich entgegen genommen werden. Nachrichten auf dem Anrufbeantworter sind sehr willkommen und werden (werk)täglich abgehört und beantwortet.
    Bitte nutzen Sie auch unsere E-Mail-Adresse.

    Persönliche Termine sind nach Absprache möglich.

    weiterlesen

  • Warum sollte ich Mitglied im ADFC sein?

    Mit Deiner Mitgliedschaft unterstützt Du den ADFC in seiner Arbeit für bessere und sichere Radwege. Wir setzen uns für dich und deine Interessen in Politik und Öffentlichkeit ein, fordern und fördern den weiteren Ausbau der Radinfrastruktur und die Verkehrswende in Hamburg. Mit deiner Mitgliedschaft zeigst du, dass Radfahren zu Deinem Leben gehört und verleihst der Fahrradlobby noch mehr Gewicht.

    Du trägst dazu bei, dass Hamburg zu einer lebenswerteren, klimafreundlichen Stadt mit nachhaltiger Mobilität wird.

    weiterlesen

  • Welche Vorteile habe ich als ADFC Mitglied?

    Als Mitglied im ADFC bist du mitten im Geschehen, kannst am aktiven Vereinsleben teilnehmen und findest zu (fast) jedem Rad-Thema Gesprächspartner*innen.

    Über deine Mitgliedschaft erhältst du mit unserer "ADFC Pannenhilfe" rund um die Uhr schnell und unkompliziert Hilfe, wenn du mal nicht mehr weiter kommst – egal, ob im Alltag, in der Freizeit oder auf Reisen (gilt für Fahrräder, Pedelecs, Lastenräder, Fahrradanhänger). Du bist als Mitglied automatisch rechtsschutz- und haftpflichtversichert, wenn Du als öffentlicher Verkehrsteilnehmer*in mit dem Fahrrad, zu Fuß oder mit dem Fahrrad im ÖPNV unterwegs bist. Außerdem hast du Anspruch auf eine kostenlose anwaltliche Erstberatung. Als Mitglied bekommst du regelmäßig das ADFC-Mitgliedermagazin Radwelt frei Haus per Post oder als E-Paper, voll mit wertvollen Tipps und Informationen rund ums Rad sowie als Hamburger*in die RadCity, das Radmagazin des Hamburger Clubs. Zudem gibt’s Vergünstigungen bei unseren Services wie zum Beispiel dem Codieren.

    weiterlesen

  • Wie kann ich den Newsletter abonnieren?

    Der kostenlose Newsletter des ADFC Hamburg informiert ein bis drei Mal im Monat über Neuigkeiten zum Radfahren in Hamburg und über die Arbeit des ADFC.

    Hier geht's zur Anmeldung
    Du kannst dich jederzeit über einen Link im Newsletter wieder davon abmelden.

  • Wo kläre ich meine Fragen zur Mitgliedschaft?

    Für Änderungen zur Mitgliedschaft stellen wir verschiedene Formulare bereit, mit denen du z.B. eine neue Anschrift ganz einfach mitteilen kannst. Du benötigest lediglich deine Mitgliedsnummer.

    Mitglied werden kannst du hier.

    Bei Fragen zur Mitgliedschaft hilft dir unser zentraler Mitgliederservice in Bremen gerne weiter: +49 421 34 62 923.

    Eine Übersicht zu unseren Mitgliedervorteilen findest du hier.

  • Was muss ich beachten, um mein Fahrrad verkehrssicher zu machen?

    Wie ein Fahrrad verkehrstauglich auszustatten ist, legt die Straßenverkehrszulassungsordnung (StVZO) fest. Vorgesehen sind darin zwei voneinander unabhängige Bremsen, die einen sicheren Halt ermöglichen. Für Aufmerksamkeit sorgen Radler*innen mit einer helltönenden Klingel, während zwei rutschfeste und festverschraubte Pedale nicht nur für den richtigen Antrieb sorgen. Je zwei nach vorn und hinten wirkende, gelbe Rückstrahler an den Pedalen stellen nämlich darüber hinaus sicher, dass Sie auch bei eintretender Dämmerung gut gesehen werden können. Ein rotes Rücklicht erhöht zusätzlich die Sichtbarkeit nach hinten und ein weißer Frontscheinwerfer trägt dazu bei, dass Radfahrende die vor sich liegende Strecke gut erkennen. Reflektoren oder wahlweise Reflektorstreifen an den Speichen sind ebenfalls vorgeschrieben. Hinzu kommen ein weißer Reflektor vorne und ein roter Großrückstrahler hinten, die laut StVZO zwingend vorgeschrieben sind.

    weiterlesen

Bleiben Sie in Kontakt